Wirkung von Lob und Tadel … auf die Seele

In meinem Umfeld kann ich oft Menschen beobachten, die gern gelobt werden. Sie genießen die Anerkennung, körperlich kann man dann manchmal beobachten, dass sie ein kleines Stückchen wachsen… sich aufrichten. Anderseits sind das meist die gleichen Menschen, die Tadel fürchten und wenn sie ihn erhalten, kaum aushalten können.

Was passiert da? Ich glaube ein Stück weit kennen wir das alle. Was in jedem Fall passiert, ist, dass sich die Stelle, mit der wir wahr – nehmen von innen nach außen verlagert. Also, dass wir von einer internen zu einer externen Referenz wechseln. Sogar im Fall eines Lobes können wir manchmal beobachten, wie die Seele sich zurückzieht und das Ich-Bewusstsein sich stolzen Hauptes aufbläht.

Worauf zielt dieser Denkanstoß? Vielleicht ein Stück darauf zu achten, egal ob ich lobe oder tadele, es so zu tun, dass die Seele da bleiben kann, dieses feine Gefühl an Bord bleiben kann … Stephen Porges nennt das im Polyvagalen Ansatz so zu kommunizieren, dass andere nicht ihre Abwehrmechanismen hochfahren müssen. Anspruchsvoll? Ja …absolut.

In diesem Sinne … bis nächsten Donnerstag zu einem neuen Denkanstoß.

Ihr
Jürgen Weist

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Leistung … oder sich erfahren …

Immer mal wieder, wenn ich Texte des deutschen Zenmeisters Karlfried Graf Dürckheim lese, dann „stolpere“ ich über die Idee, die Dürckheim altdeutsch „Exerzitium“ (lateinisch für Übung) nennt. Da geht es nicht darum, etwas zu üben, um es zu können, wie es in unserer Gesellschaft so wichtig scheint. Sondern die Art von Übung, die Dürckheim bezeichnet, beginnt erst dann, wenn man etwas kann – um  s i c h  dann in der gekonnten Wiederholung der Form zu erfahren … immer wieder.

Da geht es m.E. eher darum, sich zu lassen, meint: Wenn ich etwas kann, die Form leidlich beherrsche, dann kann ich meine Aufmerksamkeit (oder einen Teil davon) eher auf das„Wie“ richten, z.B. wie ist heute meine Atmung, meine Haltung, wie ist meine Spannung usw.? Das ist etwas völlig anderes, als auf das Machen der Form ausgerichtet zu sein … egal, ob es ums Tanzen, Reden, Coaching oder was auch immer geht.

In der Wiederholung erfahre ich, wie geht es (mir) heute, in dieser Stimmung, mit dieser Energie, mit dem Gegenüber usw.? Und in dieser Art von Dialog erfahre ich mehr über mich „Selbst“; eine ganze andere Art von Rückkopplung, als wenn ich ständig nur versuche es gut zu machen. So getan, bekommt jedes Tun einen mindestens doppelten Sinn: Einmal auf der Ebene der Form und gleichzeitig auf der Ebene des Selbstentdeckung. Sogar banales Tun, wie z.B. eine Tür zu öffnen … bekommt ungeahnte Möglichkeiten. Im Dürckheimschen Sinne zu üben, birgt eine unendliche, wesentliche Tiefe die ich jedesmal, jeden Tag neu ausloten darf … im Sinne von Conzendo: Unendliches Potenzial.

In diesem Sinne … bis nächsten Donnerstag.

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist

 P.s. Gerade in den sogenannten japanischen Künsten (Teezeremonie, Kampfkünsten, Tuschezeichen usw.) kommt diese – im Osten mehr geübte – Qualität zum Ausdruck!

 
http://www.youtube.com/watch?v=fOoWxFQjcDY

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Beseeltes Menschsein …

Ich habe vor kurzer Zeit im Conzendo-Newsletter einen Artikel über Alexithymie (Gefühlsblindheit) veröffentlicht. Im deutschsprachigen Raum, so Untersuchungen, sind immerhin bis zu zehn Millionen Menschen davon betroffen … Wahnsinn, oder?

Gefühlt möchte ich das Thema heute noch ein wenig tiefer beleuchten … worum geht es da(hin)? Wahrscheinlich gibt es viele Gründe für diese „Verhärtung“, diesen Rückzug ins Kopfige. Alltagssprache spricht von Hartherzigkeit. Etwas hat sich da zurückgezogen, hat „zu“ gemacht, vielleicht durch Enttäuschung, vielleicht durch Schmerz… dieses besondere, lebendige Einfühlungsvermögen, das wir als Kinder alle noch hatten. Als Kind spüren wir genau, was im Inneren eines anderen vorgeht. Das Kind spürt mit der Mutter … weiß auch ohne Worte, wie es ihr geht. Bin ich von dieser Bindungsfähigkeit (Bonding) getrennt … dann kann ich andere und die Wirklichkeit nicht mehr spüren (oder nur entsprechend grob). Eine Folge: Ich habe dann meist nur noch meine Überzeugungen zum Festhalten. Da ist nichts sonst mehr, was mir Orientierung gibt.

Richtungswechsel …

In der Bibel ist davon die Rede, dass wir werden müssten w i e die Kinder, um ins Paradies zu gelangen. Vielleicht passt das irgendwie zusammen, was meinen Sie?

Manchmal in tiefer Freundschaft oder wenn wir verliebt sind, da öffnet sich „das“ wieder (für einen Moment). In Märchen oder besonderen Geschichten spricht man manchmal davon … Worte für „das“ sind:

  • Seelengefühl
  • Unschuld
  • Offenes Herz
  • Unbelastete Seele
  • Reinheit
  • Herzensgeist  usw.

Wenn „das“ zubleibt, dann fühle ich mich verloren … wenn es sich öffnet, dann fühle ich mich zutiefst verbunden (zugehörig).

Meine Empfehlung: Suchen Sie sich Menschen, Bedingungen, Situationen, die Sie darin unterstützen, dass dieses Gefühl sich (wieder) öffnet, wo sie Anerkennung im umfassenderen Sinne und tiefe Inspiration erfahren, wo man Ihnen im besten Sinne nahe geht …

In diesem Sinne
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist

P.s. Da fällt mir sinngemäß ein Satz aus dem Film Peaceful Warrior ein: „(…) und wenn Du „das“ wieder hast, dann wirst du dich wundern, wozu du in der Lage bist und wie leicht es sein wird (…).“
http://www.youtube.com/watch?v=mmvWok5TsIE

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Resilienz (Widerstandsfähigkeit)

Könnte als die Fähigkeit beschrieben werden, auch angesichts widriger Umstände eine relativ positive Einstellung aufrechtzuerhalten und angemessen handlungsfähig zu bleiben.

Eine Grundlage für Resilienz ist, eine Art grundlegender Entspannungsfähigkeit zu üben.
Oder anders gesagt: Aus der psychologischen Forschung ist bekannt, dass Stress zu unterdrücken oder immer abzureagieren (z.B. durch Sport) auf Dauer als einzige Regulation ungeeignet ist. Viel besser ist die Fähigkeit das Erlebte in einen situationsangemessenen Ausdruck zu bringen …

In diesem kurzen Text möchte ich heute auf nur einen weiteren Aspekt eingehen, und zwar den des inneren Halts oder der sogenannten Zentrierung. Fehlt mir der innere Halt, werden mich die Dinge schneller ängstigen oder anders gesagt, je mehr Zentrierung, je mehr Halt, desto mehr größer meine Leistungsfähigkeit. Unsere Sprache kennt das in Begriffen wie: Er ist außer sich, ist haltlos …, hat den Boden unter den Füßen verloren usw. …

Für den Bezug nach innen (Selbstbezug) und nach außen (Weltbezug) bieten sich drei Vitalzentren an:

1. der Bauch-Beckenraum (Hara) als Vitalitätzentrum
2. der Brust-Herz-Bereich als emotionales Beziehungszentrum
3. der Kopfraum als reflektives Denk-und Erkenntniszentrum

Die Synchronisation dieser drei Bereiche ist die Basis für seelisches Gleichgewicht und Selbstwirksamkeit und damit zentral für Resilienz.

Fragen dazu:

a. In welchem Zentrum sind Sie vorwiegend zu Hause?
b. Können Sie zwischen den Zentren wechseln?
c. Welches ist möglicherweise „blockiert“ …?
d. Was verändert sich, wenn Sie das Zentrum wechseln ?

Wie immer gutes Probieren …;-))

Ihr Jürgen Weist

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Kopfüber anders… oder experimentelles Lügen

Im Coaching benutze ich das Stichwort „Experimentelles Lügen“ manchmal als Einladung dafür, „Offensichtliches“ einmal bewusst auszusprechen und dann wahrzunehmen, was emotional passiert. Oft löst das Ausprechen eines solchen Satzes dann ziemlich viel aus. Beispiel: Jemand ist im Coachingprozess relativ bewegungsresistent und ich schlage dann vor, den folgenden Satz einmal probeweise über die Lippen kommen zu lassen: “ Ein bisschen halte ich an meinem Problem noch fest“ …

Mit der Kopf-über-Strategie können Sie Ungewöhnliches einmal im „mentalen Trockendock“ erleben. Sie sagen oder denken einfach mal (so für sich) das genaue Gegenteil von dem, was Sie (gewöhnlich) sagen oder sagen würden.  Und spüren einmal nach, wie nun darauf Ihre emotionale Seite reagiert. Im bestschlimmsten Fall ist das ein unerhörtes Flexibilitätstraining …

Profitipp: Das ist im Übrigen gar nicht so einfach … Sie werden merken, dass das Umkehren von Negationen und Paradoxien manchmal ganz schöne Kopfarbeit sein kann… aber auch das ist beabsichtigt …;-))) 

Also … gutes Experimentieren …bis nächsten Donnerstag.

Ihr Jürgen Weist

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