31.07.2004
Eine seltsame Art der Selbstbegegnung
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oder: die goldenen Schlüssel der Erleuchtung.
Eine liebe Bekannte, hallo Samya, hat mich gerade wieder einmal reichlich beschenkt, u.a. mit dem Hinweis, dass es Erleuchtung nicht gäbe, das wäre nur eine Idee des Verstandes.
Stimmt Samya, stimmt absolut (gesehen) und ist zugleich relativ (gesehen) falsch. Wie schreibt Paul Rebillot in seinem Text „Die Magie der Mythen“ (Danke Sabine für die wunderbare Ausarbeitung): „Der Mythos ist für die Menschheit, was ein Traum für die individuelle Person ist: Es ist eine Sammlung von Bildern rund um die Struktur unserer Psyche in einer bestimmten Periode unserer Evolution“.
Dieser Artikel ist allen denjenigen gewidmet, die in Ihrem so Da-Sein immer noch Teilaspekte Ihrer Psyche integrieren. Ob an der Grenze Psyche-Psyche, Psyche-Körper oder Psyche-Transpersonales. Eigentlich sind wir (meiner Meinung nach) allesamt permanent Grenzgänger. Sind wir nicht so etwas wie eine sich wandelnde Komposition des Augenblicks, jetzt wieder anders und wieder anders usw.? Mit gefällt da die Idee von Ken Wilber, der als Denkmodell dazu anführt, dass wir auf ganz unterschiedlichen Entwicklungslinien (z.B. emotional, sexuell, spirituell usw.) unterschiedlich weit entfaltet sind. Nichts Gewordenes, ständig Werdendes.
Naja, wie auch immer. Franz Mittermair beschreibt in seinem Werk „Der Weg durch die Krise“ Krisen als den Beginn eines Veränderungszyklus: (…) „Die Ausgangsphase ist durch einen unbewussten oder bewussten, eingefrorenen oder lebendigen Widerstreit entgegengesetzter Kräfte gekennzeichnet: einer veränderungsbereiten und einer beharrenden Kraft“.“ Diese Ausgangssituation zeigt sich dann beispielsweise in Problemen, Schwierigkeiten, Konflikten, Erkrankungen, Stress usw.
Dazu möchte ich Ihnen heute eine kleine Geschichte bieten, die sich als „Storyboard“ durch meine letzten Beratungen gezogen hat. Es geht um eine Fabel der Selbstbegegnung, die nicht ganz und gleichzeitig sehr ernst gemeint ist:
Also, wenn wir uns im Wachbewusstsein in den o.a. Situationen wahrnehmen (Konflikte usw.), dann zeigen sich die getrennten Teile unseres Selbst (der Gesamtpersönlichkeit) meistens (zumindestens bei mir und ein paar Menschen, die ich kenne) als ziemlich hässliche, ablehnungswürdige Gestalten, die einen dazu verführen, sie nicht gerade klasse zu finden. Nö, eher im Gegenteil man möchte „das“ gerne (und zwar möglichst schnell loswerden, vergessen usw.).
Dies machen wir dann auch in den Varianten, Loswerden, verleugnen, projizieren, verändern wollen, Ablehnen, doof finden, Selbstzweifel, Beurteilung und so weiter und so fort. Das nenne ich die Verführung der Ablehnung.
Und wir tappen meist in diese Falle, obgleich wir uns gerade an den Stellen, in diesen Momenten annehmen könnten, wohlwollend akzeptieren könnten, ja lieben könnten. Wie leicht ist es jedoch, sich zu lieben, während man sich z.B. gerade inkompetent, hilflos, wütend, abgelehnt usw. fühlt.
Und doch, genau diese Momente sind die goldenen Schlüssel zur Tür der Erleuchtung. Nur zeigen sich nicht in Ihrer wahren Gestalt, sondern sind meist in Lumpen gehüllt, hässlich anzusehen – wollen Sie uns doch testen, ob wir sie auch in dieser Gestalt (an)erkennen und bedingungslos lieben.
Verabschieden Sie sich (zumindestens auf Zeit einmal von der Idee) radikal von der Idee, irgendwann kommt irgendwer und erfüllt dann alle ihre tiefsten Träume, Bedürfnisse und Wünsche. Das ist Abwarten im Gefängnis der Hoffnung. Und die stirbt bekanntlich als letzte …
Versuchen Sie es mit der Idee, alles ist da, wenn es gebraucht wird. Probieren Sie es! Ablehnen, als verrücktes Zeug können Sie es gerne, nachdem Sie dieses Angebot getestet haben. Wie sagte schon Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“.
Also, wenn sich die nächsten goldenen Schlüssel offenbaren, dann schauen Sie genau hin, erkennen Sie hinter der Verkleidung den wahren Schatz, das, was sich Ihnen wirklich (wirksam) offenbaren möchte. Schauen, hören, spüren Sie (feinfühlig) hin … Bleiben Sie achtsam, im Sinne reinen Beobachtens. Machen Sie Ihren Alltag zu einer Ansammlung von Schlüsselerlebnissen und Schlüsselszenen.
Und für Semi-Profis: Je hässlicher die Erscheinung, desto größer der Schatz … ja haben sie Mut, liebkosen Sie Ihre eigen (psychischen) Eiterbeulen, die schwärenden Wunden. Und wenn es Ihnen nicht leicht fällt – kein Problem. Bleiben Sie einfach da und bezeugen Sie Ihre Schwierigkeiten (mit sich selbst). Sagen Sie es ruhig –laut. Und wundern Sie sich über die Wirkung, die dann möglicherweise entsteht …
So, nun genug für heute. Ich wünsche Ihnen viele goldene Schlüssel, damit Sie vielleicht im Sinne Samys erfahren können, dass Erleuchtung ein Mythos ist.
Vielleicht haben Sie ja heute Lust, diesen Beitrag zu kommentieren oder mir persönlich unter weist@conzendo.de eine Mail mit Ihren Erfahrung zu diesem Thema zukommen zu lassen.
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 31. Juli 2004, Allgemeines