Wie man dem nachfolgenden Artikel nur unschwer entnehmen kann, bereite ich gerade ein Projekt zum Thema Körperarbeit vor, wo ich versuche die Essenz körpertherapeutischer Ansätze mit fernöstlichen Ideen zu verknüpfen.
Vielleicht wiederhole ich mich, aber bei der Vorbereitung ist mir noch einmal das Folgende überaus deutlich geworden:
1. Der Körper ist der Ort der Wonne (nicht nur von Schmerz).
2. Der Körper ist ein gutes Tor in die Gegenwart (ins Hier & Jetzt).
3. Der Körper ist die Verbindung zwischen Denken (geist) und Seele (Geist).
Ich möchte Ihnen heute drei praktische Tipps anbieten, die sich in vielen Schulen, Methoden und Ansätzen in fast gleicher Form wiederfinden lassen. Gestatten Sie mir vorab eine kurze Einleitung.
Der Schüler Freuds und Begründer der körperorientierten Vegetotherapie, Wilhelm Reich, beschrieb die „Orgastische Potenz“ als Fähigkeit, sich dem Strömen der biologischen Energie, die sich vornehmlich in unwillkürlichen feinen Muskel-kontraktionen entlädt, ohne Hemmungen und Blockaden fließen zu lassen.
Ken Wilber beschreibt den Zustand des Zentauren (Integration von Körper und Ich) als den Zustand, in dem man erlebt, wie viel Wonne die Lebensvorgänge in einem erzeugen.
Vielleicht geht es Ihnen aber auch wie mir. Ich kann immer noch nicht alle Körperbereiche gleich gut fühlen. Es gibt in mir immer noch Potenzial im Sinne der Reichschen Charakterpanzerung. Unsere Sprache kennt und bezeichnet das mit Worten wie: halsstarrig, flachbrüstig, eingefleischt … usw.
Wie aber bringt man diese An-und Verspannungen nach und nach wieder ins Fließen? Eine Bitte: seien Sie mit sich auf der körperlichen Ebene als Ihrem Langzeitspeicher besonders geduldig. Ein Muster, für dessen Aufbau man 15 Jahre investiert hat, lässt sich nur schwer in 15 Minuten auflösen.
Ich möchte Ihnen für Ihren Alltag drei ganz einfache Experimente anbieten.
Es geht um die Themen:
1. Bodenständigkeit (Grounding)
2. Atmung
3. Körperliches Einfühlungsvermögen
1. Beim Groundig geht es um eine Art von Begründet-Sein, dem sogenannten Erden. Bodenständigkeit, Verwurzeltheit sind weitere Worte dafür. Es geht um die Art und Ausmaß des Bodenkontaktes. Stellen Sie sich einmal hin und spüren, wie Ihr Bodenkontakt beschaffen ist. Wo ist Ihr Schwerpunkt? Wären Sie leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen? Sind Ihre Knie durchgedrückt oder durchlässig? Wie ist die Spannung in Ihrem Gesäß? Wie ist Ihre Gesamthaltung (Kopf, Rücken)? Wie gut können Sie „in“ Ihre Beine spüren?
Spüren Sie doch einmal über Ihre Füße hinaus in den Boden hinein (geht leichter, wenn Sie Becken, Beine und Füße entspannen). Gehen Sie ein paar Schritte: so, als wäre der Boden ganz weich ( wie weicher Wattboden) oder Sie würden ganz vorsichtig auf dünnem Eis gehen. Schlagen Sie in Ihrer Vorstellung einmal Wurzeln in den Boden. Probieren Sie! Spüren Sie, wie Ihre Beine möglicherweise durchlässiger werden. Sollten Sie ein Kältegefühl empfinden, so spüren Sie die yin-Energie der Erde.
2. Atmung. Dieser Tipp ist ganz einfach. Atmen Sie durch den Mund bewusst und so lange wie möglich (auch mit Geräusch) aus. Lassen Sie sich vom Einatemimpuls (möglichst durch die Nase) überraschen und „gehen Sie innerlich mit“. Bewusst ausatmen und sich einatmen lassen. Wenn Sie wollen, können Sie (falls es sich so ergibt) die Pausen zwischen dem Ein-und Ausatmen genießen. Lassen Sie den Bauch raus!
3. Körperliches Einfühlungsvermögen. Hier geht es darum, das Energiefeld des eigenen inneren Körpers wieder zu spüren. Als Einstieg können Sie vor dem Aufstehen morgens und vor dem Einschlafen abends eine wohltuende, entspannende Energiewelle (z.B. wie ein Scannerlicht) vom Kopf zu den Beinen und zurücklaufen lassen.
Probieren Sie dann, wie gut Sie im Moment in Ihrem Körper sind. Können Sie in den Kopf, Hände oder Füße hineinfühlen? Richtig hineinfühlen- nicht denken! Wo in Ihrem Körper, wenn Sie Licht hineinbrächten, ist es schon ziemlich hell und wo noch nicht?
Nehmen Sie das feine Energiefeld in Ihrem Körper wahr! So als würden Sie Ihren Körper lesen oder hören.
Probieren Sie Ihr inneres Körpergefühl zu halten, während Sie über etwas nachdenken (Sie werden merken, die Anzahl und Qualität Ihrer Gedanken verändert sich) oder während Sie mit jemandem sprechen. Das wäre dann Denken und Reden/Zuhören mit dem ganzen Körper.
Probieren Sie sich einmal aus! So gut, wie es eben jetzt gerade geht. Akzeptieren Sie den Jetzt-Zustand bedingungslos als genau für diesen Moment passend und nehmen Sie Abweichungen zu einem möglichen Ideal ganz entspannt als Potenzial für Ihre Entwicklung wahr.
Und … wie immer, erfahre ich gern von Ihren Erfahrungen.
Herzlichst
Jürgen Weist
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