Körper und Geist als Gefäß für Bewusstsein …

Als wir mit einigen Freunden gemeinsam zu einer Weiterbildung nach Berlin sprachen wir u.a. einmal über das Thema Bewusstsein (und dessen Entwicklung). Mein Freund Jörn gab dann eine Metapher zum besten, die ich einerseits einfach und andererseits sehr passend fand. Jörn meinte sinngemäß, wir seinen sowas wie Gefäße seien und je nach der Beschaffenheit der Gefäße könne sich Bewusstsein so oder so in uns ergießen bzw. uns (er)füllen.

Natürlich gibt es unterschiedliche Bewusstseinsstufen, nehmen wir z.B. pflanzliches, tierisches oder menschliches Bewusstsein. Und auch das menschliche Bewusstsein hat sich über Stufen entwickelt. Das kann man bei verschiedenen Autoren (z.B. Ken Wilber) gut nachlesen oder besser im Alltag beobachten. Ich lese gerade von Richard Burke „Das kosmische Bewusstsein – seine Wege und Prinzipien“ (geschrieben 1902!!!). Da geht es um die Richtung, in die sich möglicherweise das menschliche Bewusstsein entwickeln könnte/kann.

Also die Grundidee ist (bildlich gesprochen), dass Menschen in ihrem individuellem Schicksal als auch transgenerational eine Art Blüte sind, die je weiter sie sich öffnet, einerseits ihre Schönheit preis gibt und andererseits mehr Sonnenlicht einfängt.

Für mich ganz persönlich (und so erlebe ich auch diverse Beratungen) stellt sich die Frage: Wie kann ich aus dem Ich-Status (wenn es zu einer Begrenzung wird) heraus zu einem Gefäß für ein „weiteres“ Bewusstsein werden. Aus meiner eigenen Praxis und auch Beratungen weiß ich, dass dies der Ich-Struktur diverse Ängste verschafft.

Graf Dürckheim, der alte deutsche Zenmeister, beschrieb diese Haltung als „Ich-Gehäuse“, erkennbar an einer bestimmten Körperstruktur als auch Geisteshaltung. Wenn ich also meinen Körper und meinen Geist (jeweils haltungstechnisch entwickele), was für eine Art von Bewusstsein kann mich dann erfüllen. C.G. Jung nannte das den Weg der Individuation, einen Einweihungsweg.

Und was mir persönlich dabei wichtig ist – dieser Weg sollte nichts sein, was mich (uns) weg führt von der Welt –sondern tiefer hinein – das als Kriterium (auch für Alltagstauglichkeit).

Fragen, die mir dazu einfallen sind:
Ist das ein Thema für Sie? (hängt nach meinen Erfahrungen vom Lebensabschnitt ab?)
Wo in Ihrem Leben erfahren Sie ihr Ich (Ihre Persönlichkeit) als begrenzend?
Wo (in welchen Lebensbereichen) ist zu wenig Ich(-Bildung)?
Was könnten Sie tun bzw. lassen, um als Gefäß für ein umfassenderes Bewusstsein zu dienen?

Ich bin gespannt auf Ihre Ideen, Anregungen und Erfahrung …

Herzlichst

Jürgen Weist

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WIRKlich ganz da sein …

Wer meine letzten Beiträge gelesen hat, der merkt vielleicht, dass ich zur Zeit um ein ganz bestimmtes Thema „kreise“.

Vor einiger Zeit habe ich ja schon mal mit der Behauptung gespielt, die wahre Tragödie der meisten Menschen ist Ihre Unbewusstheit. Klingt doch erst mal ziemlich provokant, oder?

Heute morgen beim Aikidotraining bin ich mir da mal wieder selbst begegnet. Bei einer Kontaktübung (zum Kote Gaeshi) habe ich deutlich wahrgenommen, wie wenig präsent ich am entscheidenden Punkt war. Und im Wechselspiel mit meinem Trainingspartner entstand eine relativ unrunde Bewegung, die eher von Ziehen und Drücken geprägt war.

Mir wurde wieder mal deutlich, was Gewalt mit fehlender Präsenz und fehlendem Einfühlungsvermögen zu tun haben könnte.

Und dann (immer wieder) die Königsübung. In diesem erlebten „Unvermögen“ zu bleiben. Mich so zu spüren, wie ich an dieser Stelle im Moment bin. Und so ganz pragmatisch (im neugierigen Hinfühlen) bei mir zu bleiben, mich zu spüren, ganz zart wünschend verbunden mit „Etwas“ auf das ich zustrebe …

Dieses Etwas fühlt sich (in den wenigen Momenten,in denen ich es [noch eher zufällig] streife) total gut an, nicht nur auf der Matte und es erfüllt einen mit einer Kraft, die zugleich liebevoll und zugleich sehr machtvoll ist. Kein Gedanke, Leere im Kopf, aber insgesamt gefüllt, wie automatisch das „Richtige“ tuend. Auf der Matte die rechte Bewegung wählen, im Coaching eine passende Intervention machen, der Tochter über den Kopf streichen, es in einer Qualität tun, die dem , was ich tue, eine Tiefendimension verleiht. Nicht gewollt und doch (vielleicht deshalb) an-WESEN-d.

Kann ich ausdrücken, was ich meine? Klingt doch für „Normalohren“ erst mal ungewöhnlcih, oder? Weitere Worte, die mir als Annäherung einfallen sind: Ich-Vergessenheit, Selbst-Versunkenheit, Trance, In Kontakt sein usw.

Kennen Sie das auch aus Ihrem Alltag. Was für Situationen fallen Ihnen ein? Wie machen Sie es, um damit (öfter) in Kontakt zu gehen?

Ich freue mich auf Ihre Ideen und Fragen …

Herzlichst

Jürgen Weist

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Der Weg nach Hause … führt mittendurch …

Vor einigen Tagen rief mich ein Klient an und teilte mir mit, dass er sich nicht so gut fühle und er einige Hinweise gebrauchen könne.

Wir tauschten uns dann über seine Situation aus, besprachen dieses und jenes und erst, nachdem unser Gespräch zu Ende war, kam mir die Idee, dass mein werter Klient mich (im besten Sinne) benutzt hatte, um eine Idee, einen Hinweis usw., um mit dem (was ihn belastete) besser umgehen.

Ist doch ganz natürlich und normal, werden Sie sagen. Stimmt auch und auch nicht. Ich folgte meinem Impuls, rief meinen Klienten an und meinte sinngemäß zu ihm: wenn du die Inhalte und Aspekte unseres Gespräches benutzt, um dich etwas (in dir) nicht zu stellen, dann möchte ich dir jetzt sage: Weiche nicht aus, stelle dich dem, bleibe dabei …

Mein Klient reagierte ziemlich (Ge) betroffen … und meinte nur noch, das passt so ziemlich …

Also mein Intro für Sie und Ihre Alltagspraxis: Wo sind Ihre Lösungen im Alltag letztlich nur der Versuch, sich etwas Wichtigem nicht zu stellen? Wo weichen Sie aus? Wo halten Sie sich selbst nicht so gut aus?

Überprüfen Sie doch mal Ihre (Verhaltens)Muster und Lösungsversuche auf diese Qualität hin. Was wird Ihnen möglicherweise deutlich? Und wie reagieren Sie emotional auf diese (hoffentlich reizvolle) Idee?

Ach so, was ich ganz vergaß: Der Titel zur heutigen Idee stammt aus einem Zen-Text, in dem sinngemäß gesagt wird, dass der einzige Weg nach Hause über das Schlachtfeld führt. Keine Abkürzung, kein Umdrehen … nur diese eine Möglichkeit.

Gern erwarte ich Ihr Feedback in Form eines Kommentars oder einer Mail. Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen, Ideen und auch Widerspruch.

Herzlichst

Jürgen Weist

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Loslassen und Annehmen …

In meiner Beratungsarbeit und auch in den Seminaren begegne ich immer wieder Menschen, die von sich behaupten, das Loslassen fiele Ihnen nicht so leicht. Wenn man dann ihr Verständnis von Loslassen hinterfragt, dann ist es meist eher theoretischer Natur und es riecht oft (natürlich nicht immer) nach einer subtilen Vermeidungsstrategie. Im Sinne von: Wenn ich das und das loslassen könnte, dann ginge es mir bestimmt viel besser (was auch immer implizit bedeutet: Ich bin gerade, so wie ich bin, nicht in Ordnung).

Gut gebrüllt Löwe … fragen Sie sich mal, was Ihre ganz normale (unbewusste) Reaktion ist, wenn jemand an Ihnen zieht. Sie halten (ohne meist zu überlegen) dagegen, oder? Oder was machen Sie, wenn jemand gegen Ihren Körper drückt?

Also, was ich andeuten möchte, ist eine Art von Verständnis von folgender Idee (praktisch erprobter Hypothese): Wenn ich etwas wirklich loslassen möchte, dann führt der Weg dazu meist zunächst über eine tiefe Annahme dessen.

Ich möchte es Ihnen an einem Beispiel erläutern: Im Moment spüre ich mich mal wieder ziemlich deutlich in meinem Schulter-/Nackenbereich. Ich ziehe mich dort so zusammen, dass die Verspannungen teilweise schmerzhaften Charakter haben (vielleicht bin ich auch sensibler geworden). Was ist die erste Reaktion? Ich mache Erdungsübungen, atme in mein Hara (Bauch), massiere mich dort usw.

Alles nicht wirklich falsch, doch viel intensiver gerate ich mit mir in Kontakt, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit in genau den Schulterbereich gehe. Mich dort spürend (im Schmerz) abhole … Es erst einmal so lassen (wie es ist) und dieser „Verspannung“ meine ganze (liebevolle) Aufmerksamkeit schenke. Kein Verändern wollen … eher eine gefühlte Hineinforderung.

Probieren Sie das einmal mit den Sachen in Ihrem Alltag … Wann immer Sie den Impuls verspüren, etwas zu verändern, etwas nicht (so) zu wollen … nehmen Sie genau dies zum Anlass … noch tiefer einzusteigen.

Ich weiß, das klingt paradox und ein wenig verrückt … und es wirkt.

Ich bin schon gespannt, wie es sich bei Ihnen auswirkt. Sie wissen ja, über einen kurzen Kommentar freue mich immer.

Herzlichst

Ihr

Jürgen Weist

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