Revolte gegen die Wirklichkeit

So las ich in einem Artikel in der Hamburger Morgenpost vom 22.8.06 über das interaktive Webspiel in der Online-Fantasywelt Azeroth. Weiter stand da, dass dieses Spiel alle Rekorde bricht … und über sieben Millionen ins Irreale flüchten (so die Morgenpost).

Weiter so schrieb der Autor, es seinen im Net inzwischen über 1600 so genannte Parallelwelten entstanden und diese hätten rasanten Zulauf. Wer denkt, das sei etwas für Jugendliche, der täuscht sich, das Durchschnittsalter beträgt 30 Jahre.

Man kann in dieser Welt (so jedenfalls die Beschreibung) sich entweder der Allianz oder der Horde anschließen und je weiter man (im Level) kommt, desto mächtigere Fähigkeiten erhält man … alles für 13,99 Euro im Monat.

Ich weiß, das so nicht gut zu finden, ist zu einfach … und wie gewohnt, stelle ich dazu gerne Fragen:

Was sind die Antriebe dafür?
Was sagt das möglicherweise übers eigene Leben (als Abenteuer)?
Was sind die Möglichkeiten?
Was sind die Einschränkungen?
Können die Teilnehmer zwischen den Realitäten (1./2. Ordnung) unterscheiden?
Welche Frage fällt Dir/ Ihnen dazu noch ein?

Mich (ich gestehe) macht so eine Entwicklung eher nachdenklich – ist doch meine Projektion auf solche Dinge die einer Flucht in ein Online-Cyberleben …

Gern erwarte ich Deine/ Ihre Meinung als Kommentar.

Herzlichst

Jürgen

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Dankbarkeit wirkt …

Gestern Abend hörte ich einen Vortrag des in Amerika lebenden Benediktinerpaters David Steindl-Rast. Es ging um den Weg seines Lebens und eine gemeinsame Diskussion mit Willigis Jäger zum Thema Mystik heute …

Er endete seinen Vortrag mit dem Hinweis darauf, dass die Frucht seiner persönlichen Begegnung mit dem Buddhismus eine besondere Form der Dankbarkeit gewesen sei. Dankbarkeit für die (für uns) unscheinbaren Dinge: Dass wir z.B. etwas zu essen und zu trinken haben usw. – dankbar zu sein für alles uns Gegebene. Er endete mit den Worten: „Wenn Sie den Rest des Tages die Dinge dankbar annehmen, dann werden Sie glücklicher ins Bett gehen, als Sie jetzt gerade sind.“

Dazu gibt es von David Steindl-Rast eine Homepage:

www.gratefulness.org

Mir sind dazu ein paar Fragen eingefallen:

1. Wo war ich heute alles andere als dankbar? Mit welcher Wirkung?
2. Wofür oder wem kann ich nur schwer (oder leicht) dankbar sein?
3. Wie wirkt sich das mental oder körperlich aus, wenn ich Dankbarkeit als zentralen Fokus nutze?
4. Was ist für mich das Gegenteil (nicht Undankbarkeit)?
5. Bin ich (wie) dankbar für mein Leben?
6. Welches Gefühl verbinde ich mit dem Wort Dankbarkeit?
7. Welche Frage fällt mir noch dazu ein?

Wie immer freue ich mich über Ihre Lebenszeichen, Kommentare und Hinweise (muss ja nicht gleich als Zeichen von Dankbarkeit gewertet werden, oder ? ;-))) ).

Herzlichst

Ihr

Jürgen Weist

P.s. Ist es nicht passend: Das Wort „Dankbar bedeutet“ (so das etymologische Wörterbuch): Geneigtheit hervorbringend, angenehm …

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Verbundenheit

In den letzten Tagen bekam ich in unterschiedlicher Form und Gestalt in einigen Beziehungen die Reaktionen von Menschen, die „relativ gut“ für sich sorgten, aber meine Bedürfnisse und die weiterer Menschen ausblendeten, zu spüren. Teils waren es ganz belanglose Situationen, andere waren in ihren Auswirkungen schon beträchtlicher.

Nun bin ich ein großer Verfechter der Idee, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und Ihnen auch einen Platz in der Welt zu geben (so oder so). Irritiert hat mich nur, dass aus unterschiedlichsten Gründen (so meine Hypothese), diese Menschen (nahezu) ausschließlich auf Ihre Beweggründe achteten (jedenfalls so taten).

Nichts existiert aus sich selbst heraus, so ein alter buddhistischer Gedanke. Ich habe mich sehr an alte Ideen zum Trias Dependenz (Abhängigkeit), Independenz (Unabhängigkeit) und Interdepenz (wechselseitige Abhängigkeit) erinnert. Vor kurzem bin ich in einem Buch des Dalai Lama wieder an diese feine Unterscheidung erinnert worden.

So gibt es auch nicht wirklich „Trennungen“, sondern Beziehungen (das Wort Beziehung setzt ja schon Trennung voraus) werden (für mich jedenfalls) nur in der Qualität geändert, denn alles Erlebte ist und wird Teil meines (persönlichen) Unbewussten (vielleicht eine Art Karma-Idee). Schon deshalb macht es (für mich) Sinn, darauf zu achten, wie ich mit anderen wechselwirke und welche Auswirkungen welche Interaktion hervorruft. Dabei ist innerer Frieden eines meiner Leitkriterien …

Ganz praktisch versuche ich zum Beispiel im Alltag so genannte allparteiliche Lösungen zu finden, die (so gut es geht) die Interessen (kommt vom Wortsinn Verbindung ..) aller berücksichtigt. Das setzt natürlich voraus, dass ich Kontakt zu meinen Bedürfnissen habe und die der anderen auch (so gut es geht) wahrnehmen kann. Entscheidend (also die Scheidung beendend) ist dabei, wenn ich gut auf meinen Kontakt zu mir achte. Für NLPler: Das ist eine Art emotionaler Dissoziationscheck: Ist das, was ich sage auch zu anderen Zeiten mit anderen Menschen usw. eine gute Idee. Vereinfacht gesagt: Bin ich spürbar mit mir in Kontakt ist alles in Ordnung und die Handlungen, die aus diesem Zustand entstehen sind, angemessen und kraftvoll. Das kann inhaltlich sogar bedeuten, dass ich im Einzelfall das Gegenteil von dem tue, was andere möchten.

Als Ergänzung: Ich habe in den letzten Tage den Film „wie im Himmel“ auf DVD gesehen (ist übrigens sehr empfehlenswert … macht das Herz weit …). Einer der Akteure im Film (ein Musiker) versuchte anderen, etwas über Musik beizubringen und er sprach davon, dass es mit Hören begänne. Die Musik sei schon da, man müsse sie nur hören (und ihr dann Ausdruck geben …).
Vielleicht ist es mit Situationen (und Lösungen) genauso: Alles ist schon da, wir müssen nur wirklich hinschauen, hinfühlen oder -hören. Offen sein …

Fazit: nicht, dass wir tun „entscheidet“ letztlich (im o.a. Sinne), sondern in welcher Haltung wir es tun. Und das ist spürbar – wir spüren es in uns … und es hilft im Alltag wirklich sehr gut. Nach meinen Erfahrungen gelingen (mir) Lösungen (zur Zeit) am besten dann, wenn ich „offen“ (im Sinne von zugewandt) und „beweglich“ (weich bewege ich mich dahin, wohin die Bewegung strebt) bleibe.

Ich freue mich wie immer auf Ihr/ Dein Feedback

Herzlichst

Jürgen Weist

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Zeiten der Angst – Ängste der Zeit

Wie las ich in der heutigen Ausgabe der „Welt“ (4.8.06): die Münchener Rück (Ergo-Konzern) macht dieses Jahr einen Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro und will jetzt weitere 1200 Mitarbeiter entlassen (die sich dann erneut als freie Mitarbeiter bewerben können). Der Artikel enthielt den Hinweis: Die Aktionäre wird es freuen …

Solche Schlagzeilen kann man ja nun täglich lesen und ich frage mich, was passiert da eigentlich und was sind die Auswirkungen auf die Menschen, auf die Gesellschaft usw.? Dazu fand ich ergänzend den (für mich) lesenswerten Text (mit dem o.a. Titel) der IGST in Heidelberg zum gleichnamigen Forum unter

www.zeiten-der–angst.de

Was bedeutet das? Es bedeutet u.a.: Wo das eine ist, ist auch das andere (Duale) nicht weit. Der Mystiker Osho hat mal dazu gesagt: „Angst ist nichts anderes als das Fehlen der Liebe. Wende dich der Liebe zu und vergiss die Angst. Wenn du wahrhaft liebst, verschwindet die Angst von selbst.“

Gleichzeitig ist Angst für mich eine der wesentlichen Voraussetzungen für Gewalt in ihren unterschiedlichen Schattierungen (siehe auch den Eingangshinweis). Da wo ich mich mental oder/ und körperlich zusammenziehe, bricht der (energetische) Fluss ab, Blockierung entsteht und schafft Grenzen (und damit Ausgegrenztes) und vor allen Dingen Schmerz, der meist wiederum die Kontraktion (die Angst, Ablehnung –die Form ist egal) erhöht. Wenn ich im Moment die Nachrichten in Bezug auf den Libanon sehe/höre, dann kann ich u.a. auch „das“spüren …

Was tun? Sagen Sie doch einmal den Israelis, sie sollten doch die Mitglieder der Hisbollah lieben (oder umgekehrt). Ich weiß nicht, was die Reaktion auf einen solchen Hinweis wäre. Vielleicht sind wir alle gut beraten, wenn wir mit unseren Ängsten bewusster und liebevoller umgingen. Wie können wir „offenen Herzens“ im Angesicht der Gewalt bleiben (ist eine Frage, die ich mir im Aikido oft stelle, bzw. ist eine Frage, der ich mich stelle). Offen bleiben, spüren was ist, seinen Ängsten Raum geben, alles das sind für mich kleine und doch wesentliche Antworten auf das, was jeder von uns täglich tun kann.

Wirkliche Systemiker, wie der Dalai Lama, machen (interdepent) sowieso keinen Unterschied zwischen den Konflikten in der Welt und in sich selbst …

Möge Angst UND Liebe in Ihnen Raum haben, ich glaube, dass woraus beide bestehen, ist ohnehin das Gleiche …

Herzlichst, ein gerade sehr nachdenklicher

Jürgen Weist

der sich, wie immer, auf Deinen/ Ihren Kommentar freut …

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