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2033
In Ihrem kleinen Büchlein „Vom Navigieren beim Driften“ schreiben Fritz B. Simon und Gunthard Weber im Artikel „Zwischen Allmacht, Ohnmacht und „macht nichts“ unter anderem auch etwas über das Thema Kontrollverlust.
Sie teilen dabei (die Vereinfachung zugebend) Therapieklienten grob in zwei Gruppen ein:
a) Diejenigen, von denen man sagt, sie hätten die Kontrolle über sich selbst und Ihr Verhalten verloren. Diese Menschen erleben sich, als seien sie inneren Kräften hilflos ausgeliefert. Oft verhalten sie sich abweichend du auffällig, sind „ungezogen“ und richten sich nicht nach dem ortsüblichen Denk-und Gefühlsknigge. Oft leiden diese Personen selbst, immer ihre Umwelt. Es sind die …iker (z.B. Alkoholiker, Psychotiker usw.), die, weil sie Ihre „Steuerungsfähigkeit“ verloren (aufgegeben, vergessen, liegen haben lassen) dann meist in der Psychiatrie landen. Diese Personen tun eigentlich nicht, was sie tun: Sie sind „außer sich“ oder „übermannt“ (auch als Frau) von ihren Trieben, Impulsen, Affekten, Wahnideen, Süchten oder Zwängen.
b) Diejenigen, von denen man sagt (häufig sagen sie es auch selbst), sie hätten die Kontrolle über ihre Umwelt (oder Teile davon) und ihr Verhalten verloren. Diese Menschen erleben sich, als seien sie äußeren Kräften und Umständen hilflos ausgeliefert. Oft verhalten sie sich eher angepasst und unauffällig und richten sich nach dem Knigge (oft mehr, als der es erlaubt). Sie leiden meist mehr unter der Umwelt, als die Umwelt unter ihnen. Sie werden als „Neurotiker“ und „Neurastheniker“ bezeichnet und landen beim Psychotherapeuten und in psychosomatischen Kliniken.
Das Muster, das beide verbindet, ist der Unterschied, der einen Unterschied macht: Stets ist die Kontrolle verloren, die Verantwortung dahin; einmal drinnen, das andere Mal draußen.
Wie geht es Ihnen mit diesen Ideen? Ich persönlich kenne viele Menschen, die entweder einer dieser Gruppen zuzuordnen wären bzw. auch gern zwischen die Muster pendeln (ich selbst und Sie sind natürlich völlig davon frei, nicht wahr ? ;-))) ).
Kontrolle und Verantwortung: zwei interessante Themen (oder doch nur eines). Ich möchte heute nicht auf die zahlreichen Theorien eingehen, wie so etwas entsteht. Viel bedeutsamer finde ich die Frage, wie gehe ich damit (praktisch) in meinem Alltag um. Wie in der humorvollen Frage : Wie gehen Psychologen und Geschäftsleute mit der gleichen Angelegenheit um? (Antwort: Die Ersteren fragen sich: Will ich das? Und die Letzteren: Wie bekommt man das hin?).
Also … mein heutiges Plädoyer ist mal wieder (auf der Ebene biete ich wirklich nur gewohnte Kost) eine Laudatio für den „mittleren Weg“. Also, was kann ich von dem Psychotiker und Neurotiker (in mir?) für meine Praxis lernen? Meine These wäre:
1. Es geht nicht darum, allen Impulsen spontan und unreflektiert nachzugeben.
2. Es geht nicht darum, alle Impulse zu kontrollieren.
Was heißt denn das? Ich plädiere für eine kultivierte Praxis im Umgang mit inneren und äußeren Impulsen. Also das, was auf mich zukommt, zunächst anzunehmen (ohne Auswahl im Sinne von: Was kommt, kommt – Punkt). Verweigerung halte ich an dieser Stelle für eine Illusion.
Zwischen innerem Annehmen (bzw. Durchlassen) und äußerem Handeln (auf den Impuls) haben wir jedoch viele Möglichkeiten. Zum Beispiel sich die beiden oben angegebenen Frage zu stellen. Will ich das? (im Sinne von: mache ich das zu meiner Angelegenheit oder nicht?) und wenn ja, dann die Frage: Wie bekomme ich das am besten hin?
Natürlich werden jetzt einige einwenden, dass es ja Dinge und Umstände gibt, denen wir uns nicht verweigern können. Stimmt und stimmt nicht. Welchen Dingen können wir uns denn wirklich nicht verweigern …? (dem Wunsch eines anderen, dem Finanzamt, dem Tod). Also, wenn ich für mich nachspüre, dann sind es nur ganz wenige Dinge, bei denen ich keinen Spielraum habe. Und das … ist der Beginn des Thema Verantwortung … (für mein Denken, Fühlen und Handeln zu übernehmen).
Fazit: Ich habe gute Erfahrungen im Umgang mit mir und anderen gesammelt, wenn ich die folgende Empfehlung ausgesprochen habe: Beachte deine inneren Impulse und gebe ihnen in kultivierter Form nach außen nach. Im Zweiten sind wir frei … im Ersten sind wir Knechte (frei nach Goethe). Das ist es, was ich lustvolle Disziplin oder disziplinierte Lust nenne. Das eine ergänzt und kultiviert das andere.
Wie erleben Sie dieses Thema? Haben Sie Fragen oder Einwände? Gern erfahre ich Ihre Meinung zu diesem Thema, von dem ich glaube, das es viele beschäftigt.
Vielleicht haben Sie ja heute Lust, einen Kommentar anzufügen oder mir persönlich unter weist@conzendo.de eine Mail mit Ihren Erfahrung oder Fragen zu diesem Thema zukommen zu lassen.
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist
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