25.01.2003
AB-Gleich versus AUS-Grenzung
Zitat des zeitgenössischen Philosophen Ken Wilber:
„ die Differenzierung ist etwas Wunderbares – die Dissoziation (Trennung) jedoch ist die Katastrophe …“.
Was genau bedeutet das ?
George Spencer Brown schreibt in seinem Buch „Laws of Form“: „… die Fundamentaloperation des Denkens ist die Unterscheidung“. Wenn wir also denken ( so habe ich Brown für mich gedeutet) dann tun wir dies in einer Art von ständigem Unterscheiden. Wir kennen das auch anders: etwas, das als Signal unverändert bleibt „verschwindet“ irgendwann für unsere Aufmerksamkeit. Unterschiede sind der Stoff, der uns „erregt“.
Vergleichen bzw. unterscheiden lässt sich nur etwas, dass ich als getrennt voneinander erfahre. Dies passiert , indem wir ( in uns ?) Grenzen ziehen, zwischen etwas, wie z.B.:
· mir und der Welt
· dir und mir
· dem Wetter heute und gestern
· mag ich – mag ich nicht
· gut und schlecht usw.
Soweit so gut … vorausgesetzt ich kann beide Seiten jenseits der von mir gezogenen Grenze akzeptieren ( z.B. als Qualität A und Qualität B). Mal passt die eine – mal die andere. Ich deute z.B. als Wort Angemessenheit so, das in sich in jeder Situation auch der Maßstab ändert ( jede Situation ist einzigartig …). >> siehe Beitrag Wohlfühlen als Prozess-Kriterium !
Abgleich bedeutet für mich also: ich vergleiche etwas (Getrenntes) und beides behält jedoch im absoluten Sinne seine „Gleich-Gültigkeit“ ( ist also im besten Sinne gleichrangig). Situativ ( s.o.) „ent-scheide“( die Scheidung aufhebend) ich mich dann für die eine oder andere Qualität.
Ausgrenzung (er)lebe ich so, dass eine Seite „bevorzugt“ und die andere „abgelehnt“ wird ( und zwar situationsübergreifend … Z.B. die Leute aus X-Land sind immer Y…, Wut ist hässlich …, das kann ich nicht …). Im übrigen sind Bevorzugung und Ablehnung nur zwei unterschiedliche Möglichkeiten mit etwas in Kontakt zu sein.
Der kürzlich verstorbene Konstruktivist Heinz von Förster nannte diese Fragestellungen die letztlich unbeantwortbaren Fragen ( im dem Buch: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners). Unbeantwortbar im Sinne einer allgemein gültigen Antwort. Er schlägt vor ( so habe ich seine Ideen verstanden), dass jeder von uns seine ganz individuelle Antwort findet und so für sein Leben ver-ANTWORT-ung übernimmt.
Und ich versuche mich daran zu erinnern, dass Grenzen nicht nur trennen … sondern als Übergänge… auch verbinden.
Uns so möchte ich heute enden mit einer Aufforderung von Gregory Bateson:
„ … finde das Verbindende“!
Jürgen Weist, 25. Januar 2003, Allgemeines