28.02.2005
Blinde Flecken …
Heißen deshalb blinde Flecken, weil i c h sie meist nicht wahrnehme. Scheint doch klar, oder? Wenn ich Menschen berate, dann nehme ich meist eine tiefe Grundspaltung der Persönlichkeit wahr. Natürlich kenne ich das auch von mir. Da gibt es viele Ziele, Wünsche, Ideen wie: Ich sollte mehr das tun, mehr jenes Verhalten zeigen … usw.
Und … die Frage scheint nur banal, wieso tue ich es denn nicht einfach? Wer genau hält mich davon ab? Das ist dann die Stelle, die Zeit, zu der uns dann ganz viele rationale Begründungen einfallen. Wir gehen dann oft in den so genannten „Inhalt“, finden Gründe, die dagegen sprechen, Umstände, die uns gerade daran hindern … usw.
Wie war das noch mit dem blinden Fleck …? Schauen Sie doch einmal ganz genau hin! Versuchen Sie einmal ein paar Fragen vom Kaliber:
Wirklich? Absolut wirklich?
Was würde denn passieren, wenn (nicht)? Können Sie wirklich hellsehen?
Und? Wieso bedeutet das, dass es nicht geht?
Willst du oder nicht? Nichtwählen (gilt nicht nur für NRW) ist auch eine Wahl!
Wer oder was genau hält dich ganz konkret davon ab?
Was bilde ich mir ein, damit ich nicht automatisch handele?
Was blende ich aus, damit sich nicht verändert?
Was ist möglicherweise mein blinder Fleck?
Welche klärende Frage fällt Ihnen womöglich jetzt selbst ein?
Eine meist absolut neue Qualität erziele ich in Gesprächen mit anderen, wenn sie beginnen anzuerkennen, dass sie es sind, die sich verhindern. Das nennt C.G. Jung Individuation und ich Erwachsenwerden. Natürlich opfern wir dann auf dem Altar des Reifens oft den tiefen kindlichen Wunsch, dass sich jemand endlich um uns kümmert und uns so liebt, wie wir es uns wünschen. Mal ehrlich, warum sollte das jemand tun, wenn wir selbst dazu nicht einmal bereit sind ;-))) ?
Und … meiner Meinung nach haben die Zen-Leute recht, wenn sie behaupten, hör`damit auf, irgendetwas verbessern zu wollen. Das Ego-Grundspiel heißt, sich selbst nicht zu akzeptieren. Da ist es egal, was Ihnen´gerade nicht an sich gefällt. Die Kunst ist, JA zu sich zu sagen, so wie man im Moment ist. Aber schlichte Akzeptanz ist ja so wenig populär, weil man da so wenig tun muss, oder ?????
Also probieren Sie doch einmal: Geben sie (so gut es geht) einmal für eine Stunde am Tag die Kontrolle auf (es ist ohnehin nur eine Idee), lassen Sie mal Beurteilungen weg und versuchen Sie Ablehnung durch Mitgefühl (mit Gefühl) mit sich selbst und anderen zu ersetzen. Und … erleben Sie spielerisch, wie es Ihnen damit geht. Wenn es Ihnen nicht so gelingt, ja dann wissen Sie ja … keine Kontrolle, usw. – Mitgefühl ist völlig ausreichend.
Herzlichst
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 28. Februar 2005, Allgemeines