Ich fühle, also bin ich …

Ich lese gerade mit Begeisterung das Buch mit dem gleichnamigen Titel von Antonio Damasio, einem amerikanischen Neurologen. Die Kernthese des Buches lautet: Die Grundvoraussetzung für Bewusstsein sind Emotionen und Gefühle.

Eine zentrale Fragestellung dabei lautet: Wie entsteht eigentlich Selbstbewusstsein und Identität? Wie weiß der Erkennende, dass er etwas erkennt? Damasio beschreibt anhand neurologischer Erkrankungen, dass nur dieser Selbst-Sinn (ich weiß, dass es mich gibt und wie ich gerade wahrnehme, wie ich die Worte in die Tastatur schreibe) überhaupt Erinnerungen möglicht. Oder anders gesagt: Ohne Selbstbewusstsein kein Erleben eines Individuums.

Das ist doch klar, werden Sie zu recht anmerken. Jetzt wird es aber hakelig, denn Damasio sucht weiter und fragt sich, was ist denn die Basis dieses Selbst-Sinnes oder Bewusstseins? Die Antwort , die er beschreibt, ist die, das die Basis für Selbsterleben ( die eigene Singularität/ Identität) die eigene Körperlichkeit ist. Spätestens da wird es für mich ungeheuer interessant. Vereinfacht könnte man sagen: Will ich ein tiefes Selbst-Bewusstsein meiner Existenz und meines Erlebens entwickeln, so geht das nur über die Entwicklung einer guten Körper-Geist-Verbindung meiner Selbst. Wenn ich dann wahrnehme, wie wenig ich mich (nach jahrelangem Training) selbst wahrnehme und wie sehr manche Menschen von ihrer Körperlichkeit und Emotionalität getrennt sind, dann lässt mich das seufzen.

Die gute Nachricht – ja es gibt sie – lautet dann im Umkehrschluss: Je mehr ich mich in/ auf meine Körperlichkeit einlasse und je mehr Emotionen da sein dürfen, desto mehr Selbstbewusstsein entsteht. So gesehen, bekommen Tanzen, Lachen, Weinen und Springen einen völlig neuen Horizont, oder?

In diesem Sinne

Ihr

Jürgen Weist

Keine Kommentare