Ich schwinge gerade noch nach … einem Gespräch hinterher, in dem es um einen wertvollen Menschen ging, der in der Entwicklungsphase, in der er sich gerade befindet, mit der vollen Wucht der Aussage „Annehmen, was ist“ konfrontiert worden ist.
Er wollte, so sagte er, das üben. Da ist (für mich) klar, dass das seine Psyche oder was auch dies immer als Einladung versteht, Langverstecktes einmal zu zeigen. So nach der Devise: Endlich … mal sehen, ob er oder sie es wirklich so (ernst) meinen …
Dieses Gespräch hat auf für mich noch einmal einiges spürbar geklärt: Annehmen, was ist, ist keine Schön-Wetter-Parole. Sie erfordert profunden Mut … und Hingabe an das, was entsteht. Es ist auch kein: eigentlich finde ich dich doof, aber ich suche jetzt mal nach deiner netten Seite oder dem Aspekt, wo ich dich annehmen kann-Geschwätz, sondern es geht um was ganz Grundlegendes. Annehmen, was ist, stellt nicht mal mehr in Frage, es ist eine Haltung, in der ich (an)erkenne, es ist was und wie es ist. Punkt. Keine Beurteilung, kein Widerstand, keine Kontraktion. Du begegnest dem und es ist vollkommen, weil deine Haltung vollkommen ist. Das ist perfekt, weil ohne Anspruch, mentaler Sprengstoff für alle, die versuchen, über Ansprüche und Leistung perfekt zu sein.
Wie ein Spiegel, der klar widerspiegelt und nicht selbst an dem Bild, das in ihm entsteht in irgendeiner Weise etwas verändert (oder dies auch nur will …). Und dieser Art von Kontakt verändert, besser (ver)wandelt schon … alles. Und du handelst aus der Intelligenz heraus, die in diesem Kontakt entsteht. Einfach, passend, ganz natürlich …
Der Skeptiker-Hinweis: Das bedeutet nicht: Sich aufgeben, Opfer sein, sich von etwas überrollen, vernichten usw. lassen. Wenn eine Dampfwalze auf mich zufährt, dann sehe ich das, bleibe in Kontakt, nehme wahr und an, was ist u n d trete beiseite. Und jetzt der (Samurai) Gedanke für die Hartgesottenen: und wie wäre es, wenn ich diese (meditative) Haltung sogar im Angesicht des Todes aufrechterhalten könnte. Ich erkenne, es gibt kein Ausweichen mehr, nur ruhiges Mitgehen im dem, was geschieht … was für ein Tod? Und wie mein Gesprächspartner dann zutreffend meinte: wenn ich das könnte, was für ein Leben?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Jahr 2005 mit ganz viel Annahme von dem, was ist (klingt mal wieder verflucht doppeldeutig, nicht wahr?). Enden möchte ich heute mit dem Sterbegedicht des Zenmeisters Bassui:
„Sieh direkt vor dich,
wenn du es siehst, wie es ist,
wirst du nicht fehltreten.“
Auch in diesem Jahr bin ich offen für Ihren Kommentar und Ihre Mail, falls Sie etwas Persönliches mit mir austauschen möchten …
Herzlichst
Jürgen Weist.
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