Wie ist denn Deine Haltung?

Wenn man in Wikipädia „nachschlägt“, dann erfährt man zum Stichwort Haltung u.a.: 

  • Haltung bewahren bzw. Contenance, die Gelassenheit in schwierigen Situationen, 

  • Einstellung (Psychologie), die persönliche Meinung zu einer Angelegenheit , 

  • Gesinnung, die auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Grundhaltung eines Menschen, 

  • Körperhaltung, die Stellung des menschlichen Körpers. 

Der Begriff Haltung scheint verschiedene Dinge zu umfassen, die m.E. alles das Gleiche beschreiben, wenn man voraussetzt, dass Menschen eine Körper-Geist-Einheit sind. Sie haben keinen Körper … sie sind (auch) Körper! (oder Leib, wie der Zenmeister Graf Dürckheim es so passend beschreibt). 

Woran und wie wir uns halten, außen und innen, macht unsere Ich-Identität aus, so beschreibt der Psychotherapeut Wolf Büntig u.a. das Thema. 

Wie hälst Du Dich? Wo in Deinem Körper bist Du gehalten (z.B. hyperton: mit viel Spannung)? Wie würdest Du Deinen Charakter (das Geprägte) beschreiben? Womit identifizierst Du Dich (stark)? Wie (ver)hälst Du Dich in Konflikten, Beziehungen, in bestimmten Rollen usw.? Wo hälst Du Dich wie zurück oder raus …? 

All` das hat eine mentale als auch eine somatische Seite oder besser Saite. Wie sehr bist Du Dir dessen bewusst? Aber halt, was würde denn passieren, wenn Du die(se) Haltung ab und an verlörest? Was entstünde dann? 

Wieder mal nur Fragen … im Sinne von Humberto Maturana, der mal sinngemäß gesagt hat, es geht gar nicht um die Antwort, sondern um die Fähigkeit, die Fragen möglichst lange unbeantwortet zu lassen … 

Herzlichst 

Ihr 

Jürgen Weist 

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Gelebtes Leben ist ansteckend … Ungelebtes auch!

Mal ehrlich? Geht es Ihnen nicht auch so, dass Ihnen  Aspekte wie Sucht nach Prestige, nach Karriere, Erfolg, Vorteile um jeden Preis, einen Partner haben, die besten Aktien besitzen wollen, gutes Wissen besitzen usw. ziemlich normal vorkommen?

Darf ich Ihnen da mal (temporär) die Suppe (mit dem Salz des Lebens) versalzen? Wenn das oben Genannte nur Aspekte wären, die nur Maskerade sind? Wenn sie QUALitäten wie Mutlosigkeit, Antriebslosigkeit, Leere, Wut, Süchte usw. verbergen. Insoweit sind beide Gruppen Hinweise auf  die Epidemie des „Nicht-Leben-Dürfens“, wo es eher (achten Sie mal auf Ihre Argumente) ums aushaltende Überleben, satt ums Erleben geht.
Symptome dafür sind:

Der tiefe Wunsch/ die Sehnsucht nach eigenem Leben/ Wahrsein.
Kapitulationen (wo fühlst du dich wann hilflos?).
Eine tiefe innere Resignation (manchmal auch Wut).
Unzufriedenheit und gespürter Verlust.
Du funktionierst im Alltag gut, bekommst Anerkennung und fühlst dich sozial abgesichert.
Du handelst öfter gegen dein Gefühl.
Klingt doch ziemlich normal, oder? Was kann man tun bzw. was könntest du tun?

Ideen/ Fragen  dazu:
Willst du, was du tust? Nein: Beginne es zu verändern …
Frage dich, für wen tue ich das?
Lerne deine Bedürfnisse wahr-und anzunehmen,
Beende die Eigendiskriminierung (in Gedanken und Tat).
Folge einmal dem ersten Impuls.
Stelle Fakten-und Gefühlswissen auf eine Stufe
Hinterfrage zielgerichtet und einfühlsam das, was dich hindert.
Übernimm` Verantwortung.
Unterstütze (nicht nur) Kinder in Ihren Träumen, Bewegungen und Ihrer Weichheit.

Enden möchte mit zwei Zitaten, die es für mich auf den Punkt bringen:
Dass wir wieder werden, wie die Kinder, ist eine unerfüllbare Forderung. Aber wir können zu verhüten suchen, dass die Kinder werden wir. (Erich Kästner)
Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben.
(Markus Aurelius)

In diesem Sinne …

Herzlichst
Jürgen Weist

P.s. Ich würde mich freuen, wenn mal wieder ein paar Leserlebenszeichen in Form von Kommentaren entstehen … Danke.

*Ein Kommentar

Kriterien für totalitäre Mentalität

Im Focus 43/2007 stolperte ich über einen Artikel über den Professor Ronald Grossarth-Maticek. Er beschäftigt sich mit präventiver Medizin und politischer Psychologie am Europäischen Zentrum für Frieden und Entwicklung in Heidelberg. 

Grossarth-Maticek und sein Team beschäftigen sich mit Kommunikationsstrukturen, die auf totalitäre Mentalität hinweisen. Woran sind diese u.a. erkennbar?: 

  1. Eine Person wird systematisch negativ dargestellt mit dem Ziel, sie sozial zu isolieren. 

  2. Es wird jegliche Rechtfertigung, Verteidigung, Klarstellung des Angegriffenen blockiert. 

  3. Jeder Versuch, die angegriffene Person zu verteidigen, wird durch Androhung von Strafe, etwa Ausschluss aus der Gemeinschaft, beantwortet. 

  4. Es wird ein Zerrbild von der angegriffenen Person entworfen, das durch objektive Kriterien nicht haltbar ist. 

  5. Es wird permanent der Versuch unternommen, gesellschaftliche Repräsentanten und Massenmedien gegen die angegriffene Person zu mobilisieren. 

  6. Die Produktion von Zerrbildern dient der Stabilisierung der politischen Macht von Personen und Gruppen. 

Nur so zur Sinn-Sensiblisierung … 

Herzlichst 

Jürgen Weist 

P.s. Falls mal wieder jemand von Ihnen eine Rechtfertigung usw. fordert – halten Sie es mit dem Philosophen Odo Marquard, der es in einem entsprechenden Kontext auf die Kurzformel brachte:“ Legitimieren Sie sich!“ – „Bitte nach Ihnen!“ … 

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Die unvollkommene Seite des Selbst

In der Beratung, im Coaching erlebe ich es immer wieder, dass meine Gesprächspartner mit Zuständen wie Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verwundbarkeit, Leid und Angst eher nicht zustimmend und akzeptierend umgehen können. Das Selbst, das erlebt, das sich hilflos fühlt und leidet – wird oft regelrecht (das Wort passt) gehasst und abgelehnt. 

Warum werden diese Qualitäten so gefürchtet bzw. abgelehnt? Meist sind die Referenzerfahrung (wie und wo habe ich z.B. Hilflosigkeit gelernt) mit Abwehr belegt, oft auch wird Hilflosigkeit usw. mit dem Verlust des Selbst gleich gesetzt oder mindestens mit einer Art Selbstabwertung. Gleichzeitig sind diese Qualitäten oft auch mit der Erfahrung von Unterdrückung verbunden und so werden sie gern (auf vielen Ebenen – meist gegen mich – instrumentalisiert). 

Die polaren Aspekte dazu sind oft der Versuch eines Ausgleichs, jedoch in sich (weil zu einer Art Angstabwehr degeneriert) hohl und vergleichsweise ebenso „schwach“ wie die unbeliebten Zustände an sich. Macht über andere, Überlegenheit, Herrschaft, Erfolg und Eroberung sind dann bewährte „Mittel“, um der Angst vorzubeugen, was natürlich nicht geht … 

Man(n) fühlt sich dann eher sicher und vollkommen, wenn wir etwas oder jemanden kontrollieren, das Kommando übernehmen und entsprechenden Besitz vorweisen können. Der Weg in die bedingte Liebe … ich brauche dich für … ist vorprogrammiert. Der Autor Arno Grün nennt das „die Lüge der Macht“, verbunden mit dem Image von (Pseudo)Stärke. Verachtung und Ablehnung, Distanz sind u.a. der Preis dafür.  Was könnten wir tun? 

  1. Die o.a. Qualitäten als solche akzeptieren (ohne Kompetenz zur Hilflosigkeit kein …?) 

  2. Akzeptieren, dass wir auf andere angewesen sind (Prinzip der Interdependenz). 

  3. Begreifen, dass wir Einfluss haben, der jedoch begrenzt ist. 

  4. (Größere) Kräfte außerhalb unserer zu akzeptieren. 

  5. Die Fantasie der Grandiosität ablegen (und 1 zelebrieren). 

  6. Auf Beherrschung und Unterdrückung (anderer und seiner selbst) zu verzichten. 

  7. Aufhören, andere grundsätzlich für mein Leid verantwortlich zu machen. 

  8. Autorität (ohne Selbstaufgabe) zu akzeptieren. 

  9. Auch auf indirekte „Machtgelüste“ z.B. durch Unterwürfigkeit zu verzichten. 

  10. Das Prinzip der primären Ebenbürtigkeit leben. 

  11. Beim eigenen Leid bleiben (ist die Voraussetzung für lösendes Wachsen). 

  12. Wut als Hinweis nutzen. 

Herzlichst 

Jürgen Weist 

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