Die Macht des Augenblicks

Was mir als Phänomen immer wieder im Zusammentreffen mit anderen Menschen begegnet, ist die Tendenz, gedanklich entweder in der Vergangenheit oder aber in der Zukunft zu sein. Diese Tendenz findet sich in vielerlei Gestalt. Ob es nun das Beklagen von etwas ist, das Suchen von etwas, ja selbst Ziele und Wünsche entführen uns aus dem Jetzt.

Immer wieder reagieren Menschen auf Fragen:

Wie geht es Dir jetzt, in diesem Moment?,
Wie fühlst Du Dich jetzt?,
Was ist jetzt gerade mit Dir?,

mit kurzer Verwunderung, um dann im gewohnten Stil weiterzureden. Sich im köstlichen Jetzt zu spüren scheint nicht jedermanns Sache zu sein, oder?

Was mir im Aikido und in der Beratung immer deutlicher wird, mündet in meinem geflügelten Wort zu Beginn des Textes: Der Moment der Macht ist „Jetzt“. Jetzt findet das Leben statt. Nirgendwann sonst. Jetzt! Wie sagen die Weisen so treffend: Vergangenheit ist bereits vorbei und die Zukunft nichts als eine Fiktion. Das soll kein Plädoyer gegen die Sinnhaftigkeit dieser Raum-Zeit-Konzepte sein. Sie sind im Alltag ganz hilfreich (manchmal)!

Und … was meinen Sie? Findet Leben nicht immer gerade jetzt statt. Da ist Nähe, da ist Kontakt, da ist Da-Sein und da entsteht Wirkung. Im Aikido eine Ausweichbewegung zu machen, nachdem mich der Schlag getroffen hat, macht nicht viel Sinn. Genauso wenig wie darüber zu denken und zu reden, was wäre wenn gewesen. Trifft der Angriff, bin ich verletzt bzw. vielleicht sogar tot. Was zählt, ist das, was sich in dem betreffenden Moment vollzieht.

Wie oft sind Sie am Tag in dieser Qualität da? Nehmen Sie (wie schon mal in einem anderen Text beschrieben) z.B. den eigenen Tod als Ratgeber. Was wäre, wenn dies mein letztes Essen, mein letztes Telefonat, meine letzte Handlung wäre? Oder was (welche Haltung) bringt Sie ins Jetzt? Andere Möglichkeiten, die mir spontan einfallen sind:

· den eigenen Körper (z.B. den Atem) spüren,
· Nicht-denken (klingt doch einfach, oder ?),
· Die Zeit verlieren (z.B. in der Natur).

Also ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder solche Momente erlebt. Vielleicht nicht immer bewusst.

Also … mich würde interessieren, was Ihnen gerade jetzt (als erster Impuls) zum Thema kommt. Vielleicht haben Sie Freude daran, mich daran teilhaben zu lassen.

Herzlichst

Jürgen Weist

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Bei sich bleiben …

Heute Morgen auf der Aikidomatte: bei einer bestimmten Technik (für Insider : Kote gaeshi mit Eingang irimi und dann weiter als Tenkanbewegung) blieb ich entweder wie angewurzelt stehen oder (und meistens gleichzeitig) kam ich aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Ich zerrte und zog an meinem Partner rum, der Kontakt riss ab und ein mehr oder weniger unharmonischer Bewegungsablauf (mit dem entsprechenden Gefühl) stellte sich ein.

Das Ganze ist meines Erachtens natürlich ein sehr komplexer Vorgang und deshalb möchte ich mich heute auf einen Erlebnisaspekt konzentrieren. Ich stellte dann beim weiteren Üben und Ausprobieren fest, dass der Bewegungsablauf viel runder und harmonischer wurde, wenn ich mich während des Bewegungsablaufes auf mein Körpergefühl fokussierte, sprich während der Bewegung bei mir blieb.

Ich empfinde das als Parabel auf meinen Alltag und wahrscheinlich gilt es für viele meiner Mitmenschen. Aus dem Kontakt mit sich selbst geraten … Werner Lind (Autor des Buches „Budo“) beschreibt es (für mich) so treffend: „Handlung ohne Haltung ist Gewalt“.

Und weil ich soooooooooo gern Fragen stelle:

Wie wissen Sie überhaupt, dass Sie bei sich sind? In gutem gefühlten Kontakt zu sich selbst?
Was sind (dann) die körperlichen (ggf. energetischen) Kriterien/ Aspekte Ihrer (Eigen) Wahrnehmung?
Wann gelingt es Ihnen leicht? Wann nicht?
Welche Situation (Personen/ Qualitäten) sind (nicht) förderlich?
Was bringt sie gut raus?
Wie gehen Sie dann mit sich selbst (und anderen) um?
Was sind die Auswirkungen, wenn sie gut in Kontakt mit sich selbst sind?
Wie wirkt sich auf Ihren körperlichen bzw. mentalen Zustand aus?
Was ist für Sie eine meisterliche Haltung?
Kennen Sie jemanden (persönlich, Film, Gestalt der Geschichte), der Ihnen als Vorbild dienen könnte?
Welche Frage müsste ich noch stellen, um Sie in Ihrer Entwicklung einen Schritt weiter zu bringen?

Viel Spaß beim Antworten …

Und wie immer … fühlen Sie sich zu einem Kommentar oder einer persönlichen Mail herzlich eingeladen.

Herzlichst

Jürgen Weist

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Wohlgefühl

Tue mehr und mehr das, was Dir ein Wohlgefühl verschafft und tue das, was Du tust so, dass es Dir ein Wohlgefühl verschafft.

Jürgen Weist

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Lieber Selbstablehnung als sich gar nicht mögen …

Wie sagt einer meiner Lieblingsdichter (Khalil Gibran) so treffend: „Was ist Hass anderes als enttäuschte Liebe.“

In den letzten Tagen hatte ich ein Beratungsgespräch mit einem Klienten, das mich einmal wieder auf den folgenden Aspekt hinwies:

Wir Menschen haben manchmal verrückte Arten mit uns selbst in Kontakt zu sein. Unter anderem ist eine die man als Selbstablehnung, Selbsthass bezeichnen könnte. Eine bewährte Methode des Selbstumganges ist (neben vielen anderen) in diesem Zusammenhang nicht so sein zu wollen, wie man gerade ist. Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem, was gerade ist (Verhalten, Gewicht, Aussehen und vieles andere mehr) und dem, wie wir es gerne hätten. Und … geht es wirklich um das Gewünschte (das bessere Verhalten, das Idealgewicht, die Superfrisur usw.)? Ich glaube das immer weniger. Viel öfter geht es darum, diese Diskrepanz zu schaffen, an der wir dann aktuell leiden. Ich bin ja nicht so, kann dies nicht und dafür bin ich nicht passend, gut genug usw.). So gesehen geht es letztlich nur um eines: ZU LEIDEN!

Stellen Sie sich doch einmal versuchsweise folgende Fragen:

1. Was passiert, wenn ich genau so sein will, wie ich jetzt gerade bin? Geht das?
2. Was macht allein diese Idee mit mir? Welches Gefühl entsteht in mir?
3. Kann ich akzeptieren, dass ich mich möglicherweise selbst ablehne, wenn ich anders sein will, als ich bin?

Das sind Fragen, die nur leicht an einer bestimmten „Fassade“ (ich habe das Wort bewusst in Anführungszeichen gesetzt) kratzen. Was wird vielleicht (wenn auch zunächst unklar) deutlich, wenn Sie sich in diese Richtung vorwagen?

Es grüßt Sie der immer öfter wunschlos Glückliche

Jürgen Weist

Und … natürlich sind Sie, Ihre Fragen und Kommentare herzlich willkommen.

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Nur eine Geschichte …

Heute habe ich Lust Ihnen nur einmal eine kleine Geschichte anzubieten. Vielleicht bemerken Sie ja beim Lesen, welche tiefe Information in dieser kleinen Geschichte auf Sie wartet. Darauf wartet, entdeckt und gefühlt zu werden.

Der Brand
(Léon –Joseph Suenens)

Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus. Entsetzt sehen sie dem Schauspiel des Brandes zu. Plötzlich bemerken sie, dass der Jüngste fehlt, ein fünfjähriger Junge, der sich im Moment der Flucht vor Rauch und Flammen gefürchtet hat und in den oberen Stock geklettert ist. Man schaut sich an. Keine Möglichkeit, sich in etwas hineinzuwagen, das immer mehr zu einem Glutofen wird.

Da öffnet sich oben ein Fenster. Das Kind ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu: „Spring!“ Das Kind sieht nur Rauch und Flammen. Es hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: „Vater, ich sehe dich nicht!“ Der Vater ruft zurück: „Aber ich sehe dich und das genügt. Spring!“ Das Kind springt und findet sich heil und gesund in den Armen seines Vaters, der es aufgefangen hat.

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist

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In den Moment kommen …

Auf einer kleinen Urlaubsreise hatte ich mir drei (kleine!) Bücher mitgenommen. Aus dem einen (Christina Baldwin – „Die sieben federleichten Weisheiten“) stammt der folgende Tipp des Zenmeisters Thich Nhat Hanh.

Es geht dabei (für mich) darum, im Wesentlichen, in diesem Moment wieder anzukommen, wahrzunehmen, was ist und aus meinem inneren Szenario (so gut es geht) auszusteigen. Hier als der Tipp, um möglichst realitätsnah zu handeln:

Es geht um bewusstes Atmen. Sie machen drei bewusste Atemzüge:
1. Den ersten Atemzug zum Loslassen.
2. Den zweiten Atemzug, um hier zu sein.
3. Den dritten Atemzug für die Frage: „Was jetzt?“

Klingt doch wieder mal einfach, nicht wahr. Ich habe mit diesem Tipp erstaunliche Erfahrungen gesammelt.

Ich wünsche Ihnen beim Ausprobieren viel interessante Erfahrungen …

Herzlichst

Jürgen Weist

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