28.04.2005
Die Macht des Augenblicks
Was mir als Phänomen immer wieder im Zusammentreffen mit anderen Menschen begegnet, ist die Tendenz, gedanklich entweder in der Vergangenheit oder aber in der Zukunft zu sein. Diese Tendenz findet sich in vielerlei Gestalt. Ob es nun das Beklagen von etwas ist, das Suchen von etwas, ja selbst Ziele und Wünsche entführen uns aus dem Jetzt.
Immer wieder reagieren Menschen auf Fragen:
Wie geht es Dir jetzt, in diesem Moment?,
Wie fühlst Du Dich jetzt?,
Was ist jetzt gerade mit Dir?,
mit kurzer Verwunderung, um dann im gewohnten Stil weiterzureden. Sich im köstlichen Jetzt zu spüren scheint nicht jedermanns Sache zu sein, oder?
Was mir im Aikido und in der Beratung immer deutlicher wird, mündet in meinem geflügelten Wort zu Beginn des Textes: Der Moment der Macht ist „Jetzt“. Jetzt findet das Leben statt. Nirgendwann sonst. Jetzt! Wie sagen die Weisen so treffend: Vergangenheit ist bereits vorbei und die Zukunft nichts als eine Fiktion. Das soll kein Plädoyer gegen die Sinnhaftigkeit dieser Raum-Zeit-Konzepte sein. Sie sind im Alltag ganz hilfreich (manchmal)!
Und … was meinen Sie? Findet Leben nicht immer gerade jetzt statt. Da ist Nähe, da ist Kontakt, da ist Da-Sein und da entsteht Wirkung. Im Aikido eine Ausweichbewegung zu machen, nachdem mich der Schlag getroffen hat, macht nicht viel Sinn. Genauso wenig wie darüber zu denken und zu reden, was wäre wenn gewesen. Trifft der Angriff, bin ich verletzt bzw. vielleicht sogar tot. Was zählt, ist das, was sich in dem betreffenden Moment vollzieht.
Wie oft sind Sie am Tag in dieser Qualität da? Nehmen Sie (wie schon mal in einem anderen Text beschrieben) z.B. den eigenen Tod als Ratgeber. Was wäre, wenn dies mein letztes Essen, mein letztes Telefonat, meine letzte Handlung wäre? Oder was (welche Haltung) bringt Sie ins Jetzt? Andere Möglichkeiten, die mir spontan einfallen sind:
· den eigenen Körper (z.B. den Atem) spüren,
· Nicht-denken (klingt doch einfach, oder ?),
· Die Zeit verlieren (z.B. in der Natur).
Also ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder solche Momente erlebt. Vielleicht nicht immer bewusst.
Also … mich würde interessieren, was Ihnen gerade jetzt (als erster Impuls) zum Thema kommt. Vielleicht haben Sie Freude daran, mich daran teilhaben zu lassen.
Herzlichst
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 28. April 2005, Allgemeines