26.05.2005
Im Alltag wesentlich sein …
Die letzten Tage waren merkwürdig (im Sinne würdig, sich zu merken). So wie ich gestern jemanden, entließ mich heute mein Mentor aus der Beziehung und meinte trocken: „Im Moment kann ich nichts mehr für dich tun …“ (Danke Volker …). Ein Wochenthema scheint das „Entlassen“ zu sein …
Das erinnert mich an den letzten Sonntag, wo Teilnehmer am Coachingseminar gegen Ende der Ausbildung folgende Idee formulierten: Hier im geschützten Probierrahmen der Ausbildung konnten und können wir viel von uns entdecken, doch zurück im Alltag, da zehrt er an uns und meist fallen wir relativ schnell zurück in alte Muster, wollen andere, das wir „normal“ sind.
Stimmt und doch braucht es nicht so zu sein. Dieses Thema habe ich schon des Öfteren berührt. Inhaltlich findet man dazu etwas bei Werner Lind (Budo S.25 f.) Thema „Weg und Reife“ und natürlich beim Zenmeister Graf Dürckheim (Vom doppelten Ursprung des Menschen).
Die Anforderungen des Alltags einerseits und die Strebung des Wesens in uns in Balance zu bringen ist Kunst, ja Lebenskunst. Leicht und doch nicht einfach, wie ich so gern formuliere.
Dürckheim nennt das, wie bringe ich den Jürgen durch den Weist. Lind schreibt vom Übereinbringen des Lebenssinns und dem Erwerb von Lebensmitteln.
Einerseits sind wir Form, Mensch, mit seinen körperlichen Bedürfnissen und Trieben und anderseits Seele, die nach Vollendung strebt. Diese Beidhaftigkeit anzunehmen und in Übereinklang von Form und Formlosigkeit kultiviert zu leben scheint für mich ein hohes Lebensziel zu sein. Wie kann ich im Alltag im ganz alltäglichen Tun das Wesentliche durchschimmern lassen? Wesentlich sein im Tun … beim Essen, Gehen, letztlich allem … immer mehr. Zunehmende Transzendenz …
Verwies mich doch mein Mentor im Abschlussgespräch auf das Buch von Shunryu Suzuki „Zengeist – Anfängergeist“. Immer im Beginnen begriffen sein …
Jeden Tag, jeden Moment aufs Neue … (wie Khalil Gibran meint) achtsam im Tempel seines Lebens dasein.
In diesem Sinne ein sonniges Wochenende …
Herzlichst
Jürgen Weist
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Jürgen Weist, 26. Mai 2005, Allgemeines