Atem als Metapher

Frühjahr … Birkenpollenzeit …in der ich immer mal wieder niesen darf, mir manchmal das Atem etwas schwerer fällt. Auch eine Zeit, in der mir das Atmen bewusster ist, weil es aufgrund der Symtomatik vordergründiger wird.
Allgemein bin ich ein Fan der These, dass Allgerien Abgrenzungsphänomene sind.
Falls Sie g e g e n  etwas allergisch sind, dann befassen Sie sich doch mal mit dem Allergen, dem Symbolgehalt dessen, worauf Sie reagieren. Ich habe das mal mit den Birken und dem Thema Pollen gemacht. Also …ich habe nicht nur einmal gestaunt …
Aber ich wollte heute gar nichts über Allergien schreiben, sondern mich dem Thema Atem von einer speziellen Seite nähern. Folgende Idee dient mir dabei als Ausgangspunkt:
Wie ich atme, so bin ich (als Teile der Welt) in Kontakt zur (restlichen) Welt …
Tests:

  1. Sind Ein –und Ausatem bei Ihnen gleich intensiv / lang/ausgeglichen? Ist nur ganz selten der Fall. Ziehen sie doch mal einen Vergleich zu Einatem und Nehmen und Ausatem und Geben …nur so aus Spaß.
  2. Wo gründet sich Ihr Atem? Tief aus dem Bauchraum (Ihrer Mitte) oder aus der Brust oder sonstwo? Wo entsteht Ihr Atem? Wo hat er quasi seine Quelle?
  3. Wie sehr können Sie sich, wenn Sie auf Ihren Atem achten, lassen? Also nicht in den Atem eingreifen – den Atemrythmus zu ändern ist ein ziemlicher Eingriff ins vegetative Nervensystem!

Also weiter … was könnte Ihnen Ihr Atem (diese wunderbare Schnittstelle zwischen Bewusstheit und Unbewusstheit) Ihnen über Ihre derzeitige Art zu leben, erzählen. Seien Sie einfach mal mit ihm. Wie mit einem guten Freund. Fragen Sie ihn mal, was er Ihnen so empfehlen würde …

In den Körpertherapie wird schließlich behauptet: Unterdrückter Atem ist die grundlegendste Abwehr unerwünschter Emotionen; freier Atem das bioenergetische Fundament für erfülltes Leben. Also ist das Thema doch wieder nahe an meiner Allergie, oder?
Viele tiefe Atemzüge wünscht Ihnen
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist

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Ist Veränderung immer mit Leiden verbunden?

So oder so ähnlich tauchte gestern in einem Coaching-ProFit-Tag bei einigen TeilnehmernInnen die Frage auf, nachdem sie zwei Coachingprozesse erlebt hatten, die durchaus bei allererster Betrachtung „problemorientiert“ die Schwere, das Nichtwissen und Dramatik der jeweiligen aktuelllen Situation beleuchteten.

Dazu möchte ich heute kurz ganz persönlich ein paar Worte verlieren. Natürlich ist Veränderung nicht immer mit Leiden verbunden. Das wäre natürlich Quatsch. Und doch … vielleicht könnte man es so sagen, ist Leid so etwas wie die Zwillingsschwester der Freude. Und bei vielen (auch bei mir immer noch ein bisschen) haben wir lieber die eine als die andere zu Besuch, oder? Möglicherweise ist das der ganz menschliche Versuch eher Angenehmes als Unangenehmes zu erleben. Also ganz verständlich.

Nach meinen Erfahrungen ist es aber so, dass es die Schwestern nur im Doppelpack gibt und das, was sich über die Ablehnung der einen oft ganz subtil ins Leben einschleicht, ist, das weder die eine noch die andere zu Besuch kommen oder sie nur noch kürzere Zeit vorbeischauen und während wir öfter die Freude einladen, von den beiden zurückkommt, das nur das Leiden im Moment Zeit habe und mal gern vorbeikäme.
Okay, dann lieber gar nicht …  ist dann oft unsere Reaktion auf diese Besuchsankündigung. Wir verschließen uns, haben (zu Recht) Angst, tun so als wären wir nicht da, wenn es klingelt und genießen erst einmal die Sicherheit der Mauern unseres Zuhauses.

Dort warten wir dann, irgendwie schon sicher, aber irgendwann auch gelangweilt und wünschen uns dann im Laufe der Zeit immer sehnsüchtiger, dass die Freude zu uns käme. Wir lesen dann Bücher über: wie lade ich Leid aus und nur Freude ein, hören Vorträge über freudvolles Leben usw.
Meines Erachtens sind das alles Versuche, an dem einem vorbei direkt zum anderen zu kommen. Die japanischen Samurai sagen so treffend: Der Weg nach Hause führt nur über das Schlachtfeld. Zugeben eine etwas kämpferische Metapher. Aber sie ist überaus deutlich. Es gibt keinen Ausweg, kein Drumherum, letztlich kein Ausweichen, nur Verharren oder Bewegen. Gehen oder Bleiben.

Um am Anfgang zu enden und die obige Frage (aus meiner Sicht und Erfahrung) zu beantworten. Notwendige Veränderung ist zu Beginn ganz oft mit Leid verbunden. Deshalb kommen auch viel mehr Menschen deshalb ins Coaching oder Beratung. Einfach, weil sie aktuell leiden … es sind Ausnahmefälle, wo jemand lachend und freudvoll zu mir kommt und sagt, er käme wegen noch mehr Freude usw.
 
Normalerweise ist da im Vordergrund ein Teil von uns, der schon lange darauf wartet, erlöst zu werden und sich wieder in Freude zu verwandeln. In den Märchen ist es der Frosch (die goldene Kugel in der Hand haltend), der geküsst werden will. Und zwar als ekliger, schleimiger Frosch … nicht als angenehm duftende und schöne Prinzessin oder Prinz.

Als es mir mehr und mehr gelangt, so auf das angebliche „Leiden“ meiner Klienten zu schauen, habe ich immer öfter Leiden und Freude verwechselt, verstand ich immer mehr, das der Raum für das eine auch den Raum für das andere öffnet und das es vielleicht darum geht, beiden Schwestern ihren Platz im Hin und Her des Lebens zu geben.
Nach meiner Lebenserfahrung heißt das gar nicht, das man immer leiden muss, um auch Freude zu erfahren. Manchmal reicht es, wenn ich dem Leid meine Ehre erweise, ihm auch einen Platz in meinem Herzen gebe, es dann spürt, dass es angenommen ist. Dann kommt genau das zu mir, was im Leben dran ist – und was nur zu mir gelangen kann, wenn ich „offen“ dafür bin …

In diesem an Freude leidenden Sinne …
Ihr
Jürgen Weist
P.s. Ich bin jetzt für ein paar Tage zum Coachen auf Mallorca und mein nächster Eintrag erscheint deshalb Ende Mai. Danke fürs Reinschauen … und bis bald.

*Ein Kommentar

Aggression einmal ganz anders …

Diesen Artikel zur Ehrenrettung der Aggression, die in unserem Kulturkreis ja meist negativ belegt ist, möchte ich mit einem Zitat von Wolf Büntig beginnen:
Solange wir unsere Muskulatur nicht einsetzen, um auf das zuzugehen, was wir brauchen; von dem wegzugehen, was wir nicht brauchen und gegen das anzugehen, was uns gefährdet – solange wir die Muskulatur nicht nutzen, um rauszureichen, abzuwehren und zu drohen, so lange bleiben wir gebunden an unsere geschrumpfte Körperform, die eine geschrumpfte Seele beherbergt. 

Wie sieht es bei Ihnen aus, mit animalischen, archetypischen und archaischen Impulsen? Könnten Sie nicht auch mal jemanden (zumindestens in der Vorstellung) beiseite schubsen, sich Raum nehmen und mal jemanden geladen anbrüllen.
Wie wäre es, wenn Sie Aggression als einem dem Leben zugewandten Impuls verstünden. Aggression (von lat. aggredi) heißt, sich auf jemanden zubewegen können. In dem Begriff ist eine Art Hinbewegung, ein Auf-das-Gegegenüber-bezogen-Sein enthalten.

Achten Sie doch einmal im Alltag auf Ihre E-motionen (das, was Sie bewegt): Sind da nicht auch manchmal Wut, Ärger, Lust, Zorn, Anflüge von Gewalt – oder sind Sie immer edel, hilfreich und gut? Können Sie sich solche „schlechten Gefühle“ zugestehen? Was ist es, was Ihr Körper manchmal will? Ihre Schultern, Ihre Arme, Ihre Hände, Beine und Füße usw.? Wie gehen Sie mit diesen Kräften, Spannungen um?

Wieder mal ein paar Fragen:
Wie gehen Sie mit solchen Impulsen im Alltag um?
Wie geht es Ihnen, wenn jemand Ihnen gegenüber aggressiv ist?
Was würden Sie für einen kultivierten (angemessenen) Umgang mit solchen Emotionen halten?
Warum sind solche Emotionen unverzichtbar?
Wie wirken so genannte „Scheinheilige“ (die sind so furchtbar nett) auf Sie?
Welche Ideen kommen Ihnen noch zur Ehrenrettung der Aggression …?

Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist

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