27.08.2005
Schmerz schafft Widerstand (und so neuen Schmerz)
Wieder mal eine Erfahrung, die das Leben schrieb. Gestern absolvierte ich einen Teil einer speziellen Zahnarztbehandlung. Nicht wirklich angenehm … und doch hörte ich mich zunächst fragen: „Können wir das auch ohne Betäubung machen?“
Eine Stunde auf dem Behandlungsstuhl, bei der ich life entdecken konnte, das dem Schmerz ausweichen (in die Füße gehen, die Figuren auf dem Bild zählen usw. immer nur so lange halfen, bis der nächste Impuls kam (ja unser reflektives Bewusstsein liebt Unterschiede …) Wirklich Wirkung zeigte nur, durch den Schmerz „hindurchentspannen“, in einen ganz anderen Raum. Um es kurz zu machen, die Nachwehen waren unangenehm, aber annehmbar.
Die eigentliche Entdeckung machte ich am Morgen danach. Ich war ziemlich „angefressen“, kraftlos, angespannt und beim Aikidotraining am Morgen bemerkte, ich, dass ich ziemlich zusammengezogen war (sprich besonders widerstandsfähig, ha ha …), was natürlich dazu führte, dass einige Bewegungen besonders anders gelangen und mein Ich rasch ziemlich frustriert war. Irgendwas war irgendwie anders. Und das Schärfste war, ich hätte am liebsten laut geschrien:“ Ich will nicht, nein, verdammt ich will nicht.“ Meine Struktur aufgeben, auf Impulse eingehen usw. Am liebsten hätte ich einfach so um mich geschlagen … ;-))).
Etwas in mir (man könnte es meine Sensibilität nennen, mein Ki, Fluidum, mein Feingefühl) war ziemlich zusammengezogen, Zahnarzt sei dank. Das erinnerte mich total an die Idee von Eckhard Tolle mit dem Schmerzkörper (der sich von Schmerz nährt und im Zeigen auch Schmerz bewirkt [bei sich und anderen]).
In diesem Zustand bei mir zu bleiben … gar nicht so einfach und doch spüre ich auch jetzt gerade, dass gerade dann besonders einfühlsame Zartheit (Zärtlichkeit mit sich selbst) gefragt ist.
„Schmerz ist, seine Sensibilität ganz besonders zu spüren …“ oder wie ich mal gesagt habe, es gleichzeitig Zeichen und Preis für Einfühlungsvermögen. Es heißt ja im Zen so treffend: „Das Herz ist da, damit es immer wieder brechen kann“.
So und nun gehe zum zweiten Teil der Übung. Mein Zahnarzt, der Gute, erwartet mich zum zweiten Teil der Behandlung …
Ihnen ein schmerzfreies Weekend oder wie auch immer …
Herzlichst
Jürgen Weist
Theorie und Praxis unterscheiden sich … in der Tat!
Jürgen Weist, 27. August 2005, Allgemeines