Jeden Morgen anders …

oder Ordnung ist halt nur das halbe Leben … Bei meinem letzten Thailandurlaub bin ich morgens bei Sonnenaufgang immer am Strand gejoggt. An einem bestimmten Abschnitt des Strandes mündete ein kleiner Fluss aus den Bergen ins Meer … 

Es war total interessant zu erleben, dass die Konfiguration der Einmündung an jedem Morgen anders war. Mal breit und flach, mal schmal und tief, mal 50 Meter weiter nach rechts, mal weiter zur anderen Seite. Strömung, Ort, Temperatur des Wassers – letztlich alle Details waren immer anders … Gleich war die Tatsache, dass an jedem Morgen dieser Fluss auf seine Weise ins Meer mündete … Jeden Morgen bei Durchqueren fragte ich mich, wie sehr ich denn in der Lage bin, in dem Gewohnten das Veränderte wahrzunehmen. Vielleicht zu Hause, wo es doch scheinbar jeden Tag gleich bzw. genauso zugeht. Und was würde passieren, wenn ich mehr wahrnehmen würde, was jedem Tag auf einzigartige Weise im Gewohnten ungewöhnlich wäre …? 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ungewohnte Wahrnehmungen mitten im Fluss des Gewohnten … 

Herzlichst 
Jürgen Weist  

 

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Die ästhetische Verführung II

Oder ein relativ einfacher Weg, sich mit sich selbst wohl zu fühlen …

Die meisten von Ihnen kennen ja schon meine Vorliebe für Ostasien. Die Thailänder z.B. benutzen das Wort „Sanuk“ im einem umfassenden Sinn für Lebensgenuß, Spaß, Freude usw. Ein entsprechendes Wort mit einem derartigen Bedeutungsumfang gibt es in der deutschen Spache so nicht …

Worauf will ich hinaus?
Die Idee der ästhetischen Verführung (die Grundidee stammt von Humberto Maturana) basiert auf der Annahme, dass Menschen Schönheit genießen. Die meisten von uns bezeichnen dabei etwas als „schön“, wenn man sich in den Umstände, in denen man sich befindet, wohl fühlt.
Umgekehrt signalisiert die Auffassung, etwas sei „hässlich“ und „unschön“, ein Unbehagen; man stellt für sich eine Differenz zu den eigenen Auffassungen von etwas Ansprechendem und Angenehmen fest.

Im Alltag führt das dazu, dass ich z.B. versuche, mich überwiegend mit Dingen und Menschen zu umgeben, die eher eine positive Resonanz in mir erzeugen. Natürlich hat das Thema (wie die meisten) unendlich viele Dimensionen, sprich, was mir hier spontan kommt, mein Umgang mit dem, was ich häßlich nenne, dem projektiven Anteil und vieles andere mehr.
Und doch möchte ich heute einfach mal auf der Ebene bleiben, wo ich (im Moment) auf solche Dinge so und auf andere anders reagiere, meist ganz unbewusst. Ich habe mir z.B. gerade eine (für mich) schöne Schreibtischlampe gekauft. Die von Ikea hatte den Geist aufgegeben und ich war drauf und dran, mir die gleiche Lampe wieder zu holen. Dann erinnerte ich mich da das Modell, dass ich schon vor drei Jahren „schön“ fand und habe sie mir jetzt einfach bestellt … und ich finde sie schön; sie macht mir ein gutes Gefühl …

Was hat das mit dem Thema „ sich mit sich selbst wohl fühlen“ zu tun?
Ich weiß, Sie sind ja von mir schon einige ungewöhnliche Gedanken gewöhnt – also hier mal wieder einer aus dieser Kategorie: Das Problem mit Schreibtischlampen und ähnlichen ist ja, dass man sie nur schwer ständig mit sich herumschleppen kann und vielleicht verändert sich das Gefühl auch, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze und auf nichts anders blicke, als auf meine neue Lampe.

Was also tun?
Nehmen Sie doch mal (und wenn es scheinbar nicht geht, dann tun Sie so als ob) Kontakt zu Ihrer „inneren Schönheit, der inneren Ästhetik, Grazie  Ihres Wesens“ auf.  Da ganz innen drin, wartet etwas wunderbar Schönes darauf, vom Bewusstsein gesehen (und damit lebendig gemacht) zu werden.
A u f  geht’s …

Was passiert, wenn Sie das tun?
Widerstehen Sie doch mal für drei Minuten dem Impuls sofort wieder zu verschwinden. Was wird deutlich? Was passiert mit Ihnen emotional?
Wenn das wahr ist, was Sie gerade erleben, wie bekommt dann die Frage: Worauf fokussiere ich? vielleicht neues Gewicht.

Viel ästhetische Verführung  wünscht Ihnen
Ihr Jürgen Weist

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Sich (nicht) gut tun …?

In der Ausgabe der Hamburger Morgenpost vom 29.4.08 gab es einen Artikel  mit dem Hinweis, dass eine nordische Möbelfirma („ Lebst du noch … oder wohnst du schon“) ihre Mitarbeiter systematisch so überfordert, dass Krankheit die logische Folge ist …

Auf meiner Reise in Spanien habe ich mir im TV einmal deutsche Nachrichten angesehen, in denen davon berichtet wurde, dass der Krankenstand bei uns einerseits gesunken sei – aber andererseits Depressionen wegen Überforderung enorm anwüchsen (Heute Journal).

Da passiert doch was, oder? Etwas, dass nicht nur krankmacht, sondern bereits krank ist …, oder?

Auf dem Rückflug las ich im Flieger den Stern Nr. 18 (vom 24.4.08). Auf Seite 15 findet man Leserbriefe zu einem Artikel in der Ausgabe vorher. Dort ging es wohl inhaltich um sich eine „Auszeit“ nehmen (Stichwort Sabbatical). Ich zitiere jetzt einige Sätze aus den sechs Leserbriefen:

„Ich habe mit der Zeit erkannt, dass es nicht das Wichtigste ist, seine Bestätigung darin zu finden, nur zu arbeiten, zu funktionieren (…).“

„Beim Lesen drängte sich mir von Aussteiger zu Aussteiger ein zunehmend unangenehmes Gefühl auf. Alle scheinen gut situierte und gelangweilte Menschen zu sein. (…).“

„Wir haben unbezahlten Urlaub genommen und sind acht Monate um die Welt gereist (…) Nach 26 Jahren im öffentlichen Dienst habe ich gekündigt und mich selbständig gemacht, und meine Partnerin hat ihre Arbeitszeit reduziert.“

„Schön zu lesen ist er, Ihr Beitrag über das Sabbatical. Aber haben Sie sich auch mal gefragt, wie frustrierend es für die Menschen sein muss, dies zu lesen, wenn sie im normalen Leben noch nicht einmal wisssen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen?“

Die Zahl der Rentner immt ständig zu. Und nun erfahre ich aus dem Stern, dass unter den Berufstätigen bereits 34jährige am Limit sind und eine Auszeit brauchen.
Ja, prost Mahlzeit (…).“

(…) Und mit 35 oder früher ausgebrannnt zu sein bedeutet heute – und früher ebenfalls: Für diesen Job ungeeignet“.

Na, alles klar. Was wird da für Sie deutlich? Was fehlt da?
Für mich: es gibt immer mehr Dinge, die mich den Kopf schütteln lassen …
Tun sie sich gut … und damit haben schon die meisten von uns ihre Themen, weil wir zuviel von diesen „Müssen- Botschaften“ in uns aufgenommen haben. Spüren Sie, was und wer Ihnen gut tut. Können Sie es aktuell nicht ändern, dann vielleicht auf Zeit.

Achten Sie auf sich.

Darauf zu warten, dass es die anderen tun, scheint nicht immer realistisch zu sein.
Heute mal ein sehr nachdenklicher
Jürgen Weist

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