Heimat bei sich selbst

Ich habe vor einiger Zeit in der Tagesschau gehört, dass immer mehr Menschen in der Altersgruppe 30-35 Jahren daran erkranken, dass sie am Arbeitsplatz, um den Anforderungen zu genügen, leistungssteigernde Medikamente nehmen … Verrückt, oder? Mich beeindrucken solche Meldungen immer (noch) wieder …

Jetzt könnte ich wortreich Gründe dafür aufführen, fühle mich aber eher an einen Text von Anselm Grün erinnert. In diesem Text wird eine Frau mit den folgenden Worten zitiert: „Ich habe mich völlig verloren. Ich habe die Heimat in mir verloren, Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, was mich trägt, was für mich Heimat ist …“

Kann man die QUALität von Entfremdung besser bezeichnen? Und oder besser aber: Was zum Himmel heißt denn das, Heimat in sich zu finden, sich zu Hause fühlen? Was würden Sie damit verbinden? Innen und außen?

Der Dichter Herman Hesse hat es so ausgedrückt: „Heimat in sich selbst haben. Wie wäre da das Leben anders! Es hätte eine Mitte und aus der Mitte schwängen alle Kräfte.“

Wenn ich eigene Erfahrungen und jede Menge Hinweise verdichte, dann scheint es in jedem von uns eine Art Kern oder Zentrum zu geben. Wenn wir diesen Punkt berühren, ihm Aufmerksamkeit schenken, dann ist das Gefühl von Heimat sozusagen die resonante Folge.

Wie schon oft gesagt: Glauben Sie mir kein Wort – probieren, prüfen Sie es für selbst. Und wenn Sie mögen, dann senden Sie mir – zu ihren Erfahrungen – einen Kommentar.

Mögen Sie sich gut finden …

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist

 

Keine Kommentare

Das Weiche „besiegt“ das Harte …

Geht es Ihnen auch so? Psychologisch gesehen haben wirkliche Entwicklungs(fort)schritte bei mir ganz oft mit Nachgeben, loslassen, weichwerden, oft mit Tränen zu tun gehabt.

Aber gerade das fällt mir an den entscheidenden Punkten nicht immer einfach. Wo ich Angst habe, neige ich eher dazu, hart zu werden und die Angst zu transportieren … wenn mein Gegenüber noch mehr Angst als ich hat, na, dann fühle ich mich doch gleich viel Kompetenter, sicherer usw. … ;-)))

Wofür möchte ich plädieren? Nicht für permanentes Weichbleiben … aber für eine Flexibilität, die mich an den rechten Stellen demütig nachgeben lässt, wenn etwas ins Stocken gerät. Spiel-und Bewegungsräume entstehen lässt. Das kenne ich beispielsweise aus dem Aikido zu gut … 

Erlauben Sie sich, spielen Sie damit, nicht immer stark, kompetent und was weiß ich sein zu müssen … fragen Sie sich, was bräuchte es denn genau jetzt?
Jemand hat es alltagssprachlich mal gut auf den Punkt gebracht: „Geschätzt werden wir für das Harte, aber geliebt werden wir für das Weiche“ …

In diesem Sinne bis zum nächsten Donnerstag

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist

Keine Kommentare

Aggression ein „tierisches“ Potenzial …

Diesen Artikel zur Ehrenrettung der Aggression, die in unserem Kulturkreis ja meist überaus negativ belegt ist, möchte ich mit einem Zitat von Wolf Büntig beginnen:
Solange wir unsere Muskulatur nicht einsetzen, um auf das zuzugehen, was wir brauchen; von dem wegzugehen, was wir nicht brauchen und gegen das anzugehen, was uns gefährdet – solange wir die Muskulatur nicht nutzen, um rauszureichen, abzuwehren und zu drohen, so lange bleiben wir gebunden an unsere geschrumpfte Körperform, die eine geschrumpfte Seele beherbergt. 

Wie sieht es bei Ihnen aus, mit animalischen, archetypischen und archaischen Impulsen? Nehmen Sie diese im Alltag wahr? Könnten Sie nicht auch mal jemanden (zumindestens in der Vorstellung) beiseite schubsen, sich Raum nehmen und mal jemanden geladen anbrüllen.
Wie wäre es, wenn Sie Aggression als einem dem Leben zugewandten Impuls verstünden. Aggression (von lat. aggredi) heißt, sich auf jemanden oder etwas zu bewegen können. In dem Begriff ist eine Art Hinbewegung, ein Auf-das-Gegegenüber-bezogen-Sein enthalten. Aggression als die Kraft, die uns von den Pflanzen unterscheidet, unser tierisches Erbe, aber eben auch die wunderbare Möglichkeit durch Standortveränderung uns dort hinzubewegen, wo die Umweltbedingungen gut oder besser für uns sind. Lassen Sie sich dies mal auf der Zunge zergehen …
Achten Sie doch einmal im Alltag auf Ihre E-motionen (das, was Sie bewegt): Sind da nicht auch manchmal Wut, Ärger, Lust, Zorn, Anflüge von Gewalt – oder sind Sie immer edel, hilfreich und gut? Können Sie sich solche „schlechten Gefühle“ zugestehen?
Was ist es, was Ihr Körper manchmal will? Was drücken Ihre Schultern, Ihre Arme, Ihre Hände, Beine und Füße usw. aus? Wie gehen Sie mit diesen Kräften, Spannungen im Alltag um?
Ein paar reflektive Fragen zum Thema:

1. Wie gehen Sie mit solchen Impulsen im Alltag um?
2. Wie geht es Ihnen, wenn jemand Ihnen gegenüber aggressiv ist?
3. Was würden Sie für einen kultivierten (angemessenen) Umgang mit solchen Emotionen halten?
4. Warum und wann sind solche Emotionen unverzichtbar?
5. Wie wirken so genannte „Scheinheilige“ (sind immer so unheimlich nett) auf Sie?
6. Welche Ideen kommen Ihnen noch zur Ehrenrettung der Aggression …?

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist

Keine Kommentare

Etwas „ent-scheiden“ oder Entschiedenheit für Anfänger

Innerhalb der Ebene des sogenannten Ich-Bewusstseins meinen Menschen oft etwas entscheiden zu müssen. Wähle ich nun a oder b?Insoweit stimmt das Wort „Ent-scheiden“ schon, denn es bedeutet soviel wie die Scheidung aufzuheben, jenseits der Scheidung zu gelangen. Aber was wir dann tun, abwägen, „Entweder-oder-Strategien“ nutzen, all` das trennt bzw. schafft Scheidung, ein Abgeschieden sein. Denn wenn ich a wähle, dann ent-scheide ich mich gegen b … , oder? ;-)))

Bemerkenswert finde ich auch, dass dieses „Für-und-wider“ eher ein geistiger Prozess ist, der versucht gleichrangige Möglichkeiten abzuwägen. Gleichrangig sind die Alternativen aber nur mental, nur auf Kopf-Ebene. Körperlich, im  Gefühl, wird rasch deutlich, wohin es geht … sprich auf der materiellen Ebene gibt es meist ein größere Klarheit als im Kopf (Geistigen). Deshalb, jedenfalls nach meiner Erfahrung, wird manches „klar“, wenn Sie jetzt eine entsprechende (Körper)Bewegung machen. Wie sagt man: Der Körper lügt nicht, im tatsächlichen körperlichen Tun wird das wirklich Gewollte deutlich. Natürlich stimmt das so absolut nicht. Menschen können auch ambivalente Bewegungen machen. Z.B. der Oberkörper geht vor, der Unterleib bleibt stehen … aber das ist noch einmal ein anderes Thema …

Aber probieren Sie einmal, was passiert, wenn Sie nicht denkend handeln … wenn Sie einfach Ihren Körper (neudeutsch: die somatische Intelligenz) die Richtung bestimmen lassen …? Ausprobiert? Ist im Ergebnis doch faszinierend, oder?

Aber nein, das geht doch nicht so einfach … ich höre schon die Einwände. Und wenn doch? Was dann? Welche Überzeugungen geraten dann ins Wanken …? 

Oft lassen sich „samureimäßig“ Fragestellungen final auf die Formel reduzieren: Tun oder Nichtun? Handeln oder Nichthandeln? Und oft ist Nichthandeln nicht einmal ein Nichttun, bitte nicht verwechseln …! Jesus soll einmal gesagt haben: Es reicht ein Ja oder nein, alles andere ist vom Teufel … Und oft haben wir natürlich für das (Nicht)Getane Gründe. Wir finden dann rational Rechtfertigungen, Begründungen in einer Art zweiten Realität für unser (Nicht)Handeln in der ersten Realität. 

 Am Ende wird es einfach … mich hat von je her das Todesgedicht des Zenmeisters Bashui fasziniert. Es lautet: 

Sieh genau vor dich, 
wenn du siehst, wie es ist, 
dann wirst du nicht fehltreten.

Vielleicht klingt der heutige Denkanstoß beim ersten Lesen ein wenig abstrakt, aber glauben Sie mir, das verliert sich im (Aus)Probieren…
Wenn Sie Fragen haben, schreiben Sie mir gern eine Mail.

Ihr Jürgen Weist 

 

Keine Kommentare