Nur für diesen Moment …

Oft verblüffe ich Menschen mit dem Hinweis, Sie hätten gar kein Problem. Und sie bräuchten sich überhaupt nicht verändern. Siehe auch Artikel vom 19. Juli.

Dazu passt das Ideal vom unaufhörlichem Werden. Klar gibt es auch in mir einen Persönlichkeitsanteil, der endlich ein genialer Berater, ein bewunderter Aikidoka und überhaupt … sein möchte. Endlich etwas erreicht haben.

Aber mehr und mehr werde ich mir deutlich, wie im besten Sinne „verrückt“ das ist ! Nichts bleibt so, wie es ist – alles ist in steter Veränderung bzw. Bewegung. Ich glaube Epiket hat mal gesagt: „ man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen“.

In der Bibel ( Matthäus Kapitel 6 Vers 34) steht: „ darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Meine Interpretation ist noch eine Nummer kleiner: meistere (nur) diesen Moment – nicht mehr und nicht weniger.

So, wie man nur schlecht auf Vorrat Luft holen oder schlafen kann, ebenso schlecht gibt es die Chance andauernd etwas „sein“ zu können ( oder zu müssen).

Okay, ich bin mir bewusst wie sehr das mit Ideen der Kontinuität und Sicherheit kollidiert. Keine Versicherung, keine Garantie, wenig Stabilität, keine Sorgen, keine Reaktionen. Was für ein Gefühl macht Ihnen das ?

Vielleicht ist die Unsicherheit die einzige Sicherheit und Kontinuität gibt es nur in der laufenden Veränderung. Wenn das Leben keine Bewegung ist, was dann ?

Selbst scheinbar stabile Aspekte ( wie z.B. ich lebe, bin männl. Geschlechts usw.) hatten zu unterschiedlichen Zeiten und Kontexten in meinem Leben eine ganz unterschiedliche Gestalt. Das gilt auch für gesellschaftlich vereinbarte Dinge ( siehe Diskussionen über Renten, Lebensarbeitszeiten usw.).

Also … meine Einladung ist: sinnen Sie doch einmal so über Ihre Pläne und Visionen nach. Und vielleicht kennen Sie diesen Witz schon: wie bringt man Gott zum Lachen? Erzähle ihm von Deinen Plänen … .

Empfehlung:

Probieren Sie einmal ( einen Tag, eine Stunde ), wie es ist, wenn Sie präsent sind – nur für diesen (laufenden) Moment. Ruhig in einfachen Dingen, wie Essen, Luft holen, Türen öffnen, sich entleeren, Reden usw.. Wenn Sie dies einfach so meistern, so das Ihr Wesen ( Ihr Sein) in Ihrem Tun durchschimmert.

Klar ist das auch verrückt, ich weiß. Zugleich bin ich davon überzeugt, dass ein solches Verhalten sinnstiftender ist als als meist übliche Tun. Viktor Frankl ( der Begründer der Logotherapie) spricht nicht umsonst von der neurogeenen Psychose – dem Leiden am sinnentleerten Leben).

Wie immer empfehle ich Ihnen, es einfach mal zu probieren- nur einen Moment lang. Was kann Ihnen mehr passieren, als das Sie sich nicht verändern …;-)))

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Ich … Stimme

Kongruenz ( Stimmigkeit, Authentizität) ist das mit sich selbst in Überstimmung sein. Meistens ( bei den Menschen, die ich kenne) ist das u.a. erkennbar an einer tiefen, ruhigen eher voluminösen Klang. Gleichsam erkennt man Unstimmigkeiten ( Inkongruenzen) u.a. an einem Kippen der Stimme, Krächzen und „Verschwinden“ der Stimmigkeit im weitesten Sinne.

In dem Zusammenhang finde ich bemerkenswert, dass das Wort TON ( auch im Sinne von Stimme) und das Wort TONUS ( Spannung) sprachursprünglich aus der gleichen Quelle stammen. Vielleicht ist das für Sie eine Einladung meine Beträge zum Thema (Ent)Spannung noch einmal ganz anders zu lesen.

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Das „Rechte“ tun oder lassen

Ergänzend zum letzten Artikel mit dem Titel „Sich verändern wollen – geht nicht“ möchte ich heute versuchen eine feindifferenzierte Antwort auf die Frage zu formulieren:

„ wann ist Handeln oder Tun problemverstärkend, -stabilisierend oder -lösend“ ?

Das erinnert mich an die Geschichte über einen japanischen Schwertmeister, dessen Schwert so scharf gewesen sein soll, dass man mit ihm die Dinge zusammenschneiden konnte …

Also, wann ist mein Streben geeignet, mein fixierendes Ich (Ego) oder Über-Ich in seiner dominanten Rolle zu stärken und wann ist mein Streben als Übung des Wesentlichen geeignet. Im Sinne Hunter Beaumonts, der seinen Hörern im Vortrag Psychotherapie und Spiritualität verriet, dass er sich selbst im Sinne des Guten viel schmerzliches angetan habe.

Also was macht den nun den Unterschied, von dem ich versuche, hier zu schreiben. Rumi, ein persischer Dichter des zwölften Jahrhunderts beschrieb es so:“ wer den Punkt zwischen Gut und Böse findet, berührt den Rocksaum Gottes“.

Übung:
Ich möchte Sie gern zu einer ersten kleinen Erfahrung einladen.
Voraussetzung ist: es gibt irgendwo in Ihrem Körper eine Art körperlicher Anspannung, Dann möchte ich, dass sie Ihren Wahrnehmungsfokus auf diese Anspannung richten und genau wahrnehmen was ist. Dann probieren Sie einmal die Wahrnehmung zu entspannen. So als würden Sie von einer Art sehr genau Hingucken auf einen weichen, defokussierten Blick umschalten.
Nehmen Sie wahr, was mit der körperlichen Anspannung passiert, wenn Sie Ihre Wahrnehmung „entspannen“.

Stellen Sie sich die Frage ( egal, was genau Ihr Erleben jetzt ist): welche Bedeutung hat diese Erfahrung für meine alltägliche Praxis ?

Übung:
Eine zweite Einladung ( zu einer kleinen Qui-Gong-Übung):
Stellen Sie sich aufrecht hin, schulterbreit, das Gewicht auf beide Füße gleichmäßig verteilt. Dann stellen Sie sich bitte vor, Ihre Beine seien mit einer langsam fließenden Flüssigkeit oder feinem Sand ( wie in einer Sanduhr) gefüllt. Dann möchte ich, dass Sie Ihr Gewicht in ein Bein verlagern, und zwar in dem Sie sich vorstellen, in dem tragenden Bein würde sich unterhalb der Fußsohle etwas öffnen und aus dem anderen Bein dann in das tragende Bein strömen oder fließen. Versuchen Sie so gut es geht, jede Spannung im tragenden Bein in die Erde fließen zu lassen.

Wechseln Sie ein paar Male von dem einen auf das andere Bein, immer in dem Sie nachgeben, öffnen und „es“ so hin- und herfließen kann.

Wenn Sie Lust haben, können Sie in dieser Qualität einmal ein paar Schritte tun, fließen, nachgebend, immer wieder öffnend, im Wechsel von nachgebenden Füllen und Leeren.

Diese Übungen sollen Ihnen noch einmal des Begriff des absichtsvollen Seins näher bringen. Ich öffne und es fließt und ich begleite das Fließen mit meinem Gefühl. Und dieses gefühlsmäßige Begleiten ist für mich der „rechte Punkt“. Ich kann spüren, wann es ( das Ki) fließt, wann es blockiert usw.. Dabeibleiben ist mehr als die halbe Miete.

Und wie können Sie die Aus-Wirkungen unterscheiden? Nehmen Sie die Funktion war ! Damit meine ich, spüren eine Vertiefung Ihrer Selbst-Erfahrung (kraftspendend) oder spannt die Übung Sie innerlich an (kraftraubend) ? Machen Sie es mit Liebe oder gibt es irgendein ( und wenn noch so kleines Gefühl) von Zwanghaftigkeit.
Den Baum erkennt man halt an seinen Früchten … .

Abschließend für heute etwas Prinzipielles ( COEBI-Prinzip) für die Begegnung in den Kampfkünsten ( stammt aus dem Buch Taiji von Martin Schmid – sehr empfehlenswert). Ich empfehle die nachstehenden Prinzipien nicht nur für die äußere, sondern auch für die innere Begegnung ( also für den Selbstkontakt):

1. Center (zentrieren)
seien Sie präsent, klar, authentisch, ohne Täuschung,

2. Open (öffnen)
Öffnen Sie Ihre Gelenke, Chakren, Ihre Meridiane, Ihren Energiefluss, Ihr Bewusstsein, atmen Sie ein,

3. Expand ( ausdehnen)
Zentriert bleibend weiten Sie Ihr Energiefeld, Sie stellen Kontakt und Verbindung her und nehmen die ankommenden Informationen auf.

4. Blend (mischen)
Sie verbinden Ihr Zentrum mit dem des anderen, Sie gleichen Bewegung usw. an, Sie machen aus Zwei-Nichtzwei, Sie führen aus dem Zentrum, Sie tanzen den Kreativitätstanz,

5. Integrate ( verknüpfen, verbinden)
Nach dem Tanz, diesen ( und den anderen) bewusst würdigen und ehren.

Viel Spaß beim Üben …

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Sich verändern wollen … geht (fast) nicht !

Sich verändern zu wollen ist für mich eine Art paradoxes Vorgehen – im Sinne: das kann nach „hinten losgehen“. Das genau ist meine Idee, denn wenn ich mich verändern möchte, setzt das implizit voraus, dass ich so, wie ich im Moment bin, nicht okay bin. Also – meine kühne Behauptung – je mehr ich mich verändern will, desto mehr stabilisiere ich den Glauben, ich bin –jetzt – nicht okay. Ist doch verrückt , oder ? Das habe ich ja schön eingehend beschrieben.

Viele fragen mich dann, ob sie dann – vorausgesetzt, mein Idee wirkt sich aus – noch etwas aktiv und bewusst zu Ihrer Entfaltung beitragen können.

Ja, ist die gute Nachricht, nicht zu viel die zweite Gute. Wie schon Paracelsus sagte, Gift ist eine Frage der Dosis.

Die nun folgende Idee habe ich beim Studium der inneren Kampfkünsten gewonnen.

Eines der dort beschrieben Prinzipien lautet:

das KI ( die Lebensenergie) folgt dem Yi ( der Absicht).

Speziell möchte ich heute auf den Begriff des Yi eingehen. Den Begriff der Absicht setzen in unserem Kulturkreis viele mit dem Willen gleich. Ich will mich verändern, lautet oft die Aussage und dann folgt dieses oder jenes äußere Tun.

Übersetzt man den Begriff Yi feiner, passt eher der Begriff der Intention. Dabei handelt es sich eher um ein Zustand des Erlaubens oder Zulassens. So angewandt verändern Sie sich nicht in diese oder jene Richtung, tun nicht angestrengt dies oder jenes sondern Sie erlauben es sich, sich zu verändern, lassen dies zu – ganz offen , nicht passiv, weil Sie mehr und mehr Ihre Aufmerksamkeit auf das Erlauben und Öffnen legen. Und das ist eher ein subtiles, inneres Geschäft.

Ungewohnt, probieren Sie es doch einmal aus …!

Sie müssen dabei aktiv in der Welt nur wenig tun. Intention ist ein wie ein Boot, das in den Fluss gesetzt, seinen Weg findet. Sie können dann die Fahrt genießen.

Oder eine Metapher, die ich gerne nutze: Veränderung ist dann eine Art Bus, und je weniger Sie an der Haltestelle auf das Kommen des Busses warten, desto eher kommt er. Oder anders: je sehnsüchtiger Sie warten, je mehr Sie möchten, dass er doch endlich kommt, desto später kommt er.
Sein Sie einfach nur entspannt offen für den Bus … und sich zu erlauben, ganz offen (durch-LÄSSIG) zu sein, ist Business genug, glauben Sie es mir. Übersetzt in die Sprache des Zen würde man sagen, man wartet so, als warte man nicht.

Viel Spaß beim „rechten (Nicht)- Verändern- Wollen“.

Gern erwarte ich (offen) Ihre Erfahrungen und den Austausch mit Ihnen …

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Der Alltag als Übung

An meinem Geburtstag fand mich das folgende Buch:

Karlfried Graf Dürckheim
„Der Alltag als Übung“
ISBN 3456835442, 13,95 €

Hier beschreibt der inzwischen verstorbene deutsche Zen-Meister und Begründer der initiatischen Therapie ( transpersonaler Ansatz) was man wie (nicht) machen kann, wenn jemand sich entscheidet direkt in seinem Alltag „zu meditieren“. Im Sinne von Gorch Fock, der mal gesagt haben soll: …

„Du kannst Dein Leben nicht verlängern, aber Du kannst es vertiefen“.

Unter mehr finden Sie eine kurze Beschreibung eines Zustandes, einer Qualität, die dann laut Dürckheim in einem entstehen könnte.

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Ein Leben … ganz … ohne Probleme

In den letzten Tagen habe ich einige Leute, die zu mir kamen, um Ideen für Ihre Situation zu erhalten ganz „schön“ verwirrt.

Vorbemerkung:

Wenn jemand zu Ihnen kommt und Sie um eine Lösungsidee für sein Problem bittet und Sie beginnen – egal was – anzubieten, dann „kaufen“ Sie implizit die Idee, der andere habe wirklich ein Problem. Und egal, wie gut Ihre Empfehlung dann ist, im Prinzip haben Sie dann gleichzeitig auch einen problemstabilisierenden Beitrag geleistet, oder ?

Ein Experiment:

Nur für einen Moment – schlüpfen Sie doch einmal kurz in die Idee, es gäbe gar keine Probleme. Sondern nur so etwas, wie Momente des Werdens in Raum und Zeit, die hintereinander wie Perlen auf einer Schnur aufgefädelt sind. Wo jede Perle die unabdingbare Voraussetzung für die nächste Perle ist. An dieser Kette des Lebens dürfte keine Perle fehlen … keine irgendwie anders sein.

Ja, werden Sie sagen, aber im Alltag gibt es dann immer noch so etwas wie Probleme. Ja, würde ich antworten, aber im Sinne des Wortes („Pro-blem“ = das Vorgelegte). Und es würde ausschließlich darum gehen, das Vorgelegte anzunehmen (zu integrieren).

Also:

Es wird dann nach wie vor Situationen, Perlen usw. geben, aber erst die Bewertung (Denken) macht daraus ein Problem. Und bei mir ist es oft so, dass ich immer öfter erfahren, dass nicht das Vorgelegte das Schwierige ist ,sondern das Schwierige wird erst durch meine Bewertung geboren.

Weiter im Text:

Also habe ich zu den Personen gesagt: alles ist okay. Es gibt nichts, was Du lösen müsstest – wenn Du es entspannt annimmst, entsteht das richtige Tun fast von ganz allein.

Für die Denker:

Die Herausforderung im äußeren Leben ist oft nichts anderes als eine Hineinforderung der Welt. Etwas möchte in unser Leben treten … möchte akzeptiert, integriert und transzendiert werden.

Und während Du es innen nimmst – verändert es sich auch im Außen. Fast so, wie ich es beim Aikido immer wieder erlebe – die Bewegungen die ich innerlich nicht machen kann, muss ich dann im Außen machen. Zum Beispiel beim Fallen: je nachgiebiger und geschmeidiger ich die Energie innerlich durch mich hindurchfliessen lasse, desto weicher und ästhetischer wird das äußerliche Fallen. Und glauben Sie mir, ich weiß wovon ich (sch[m]erzhaft ;-)) ) spreche …

Probleme „hat“ man insbesondere dann, wenn man sich überwiegend mit den äußeren Bedingungen identifiziert.

Zur Probe:

Nehmen Sie doch einmal eine Situation, die Sie im Moment als problematisch beschreiben könnten, wenn Sie wollten.

Fragen Sie sich:

wo/ wie könnte ich vielleicht innerlich nachgeben ?,
Wie würde ich erleben, wenn es eine Perle für das weitere Werden ist ?
Warum fällt es mir nicht so leicht, es einfach (anzu)nehmen ?
Was ist die Essenz dessen, was es scheinbar schwierig gestaltet ?
Wer ist es ( in mir) , der meint, es sei ein Problem ?
Womit müsste ich umgehen, wenn das „Problem“ gelöst wäre ( was wäre die nächste Perle ?

Was meinen Sie ? Wenn Sie Lust haben dann lassen Sie mich Ihre Gefühle und Gedanken wissen, die meine Zeilen in Ihnen auslösen…

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