Gewinn und Verlust … eine Frage des Bewusstseins?

In den letzten Tagen habe ich die Berichterstattung über die Olympiade 2008 verfolgt. Ein paar Zitate daraus:

 

„Ein vierter Platz reicht nur zum Bezahlen weniger Rechnungen“.

„Springer blamieren sich bis auf die Knochen“.

„Brasilien demütigt unsere Fußball-Girls“.

„China unter Schock: Liu Xiang gibt auf, millionenfache Tränen.
Seine Landsleute halten ihn für Gott“.

„Bronze: So ein Scheiß(d)reck)“.

„Silber: fetter Pferde-Patzer“.

 

Was empfinden Sie, wenn Sie das lesen? Ich frage mich, ob unser System da nicht ziemlich krank ist, da leiden Leute als zweit- oder drittbeste Athleten auf der Welt, weil es dafür zu wenig Anerkennung (Geld) gibt … verrückt. Worum geht es den Menschen?

 

Irgendwo habe ich in den letzten Tagen eine Geschichte gelesen. Es ging um australische Ureinwohner, denen man die Idee eines Wettrennens anbot. Sie lehnten mit dem Hinweis ab, da würde ja erst einmal nur einer Freude haben und sie würden lieber etwas tun, an dem alle Freude haben könnten.

 

In diesem Sinne grüße ich sie als unvergleichliche Person.

 

Herzlichst

 

Jürgen Weist

*Ein Kommentar

Es auf den Punkt bringen …

Herr, vergibt Ihnen, denn sie wissen, was sie tun!

(Karl Kraus)

 

In den letzten Tagen durfte ich zur Vorbereitung neuer Infobroschüren einiges darüber schreiben, was ich denn genau tue und warum. Ist doch klar dachte ich und merkte dann immer wieder, wie anspruchsvoll das ist. Quasi als würde man einen Eimer in einen ganz tiefen Brunnen werfen …

 

Einige Gedanken, die dabei entstanden sind, in ungeordneter Reihenfolge:

 

1.  Es geht um Leben & Erfolg mit Herz und Schwert, also Lebensverwirklichung mit Seele, Herz  u n d  Verstand.Dürckheim der alte deutsche Zenmeister nannte das zutreffend: „ Die Welt ruft uns nach außen, das Wesen nach innen …“ (und wir versuchen den Punkt dazwischen zu treffen – innnen und außen zu vereinen – Rumi hat dazu mal gesagt: wer den Punkt dazwischen trifft, berührt den Rocksaum Gottes (da friert es mich …!)

 

2.  Alles, was Form hat, hat für uns auch Seele. Wir versuchen Menschen, Organisationen und Unternehmungen mit ihrer Seele (tiefsten Sinnaufgabe) in Kontakt zu bringen. Schließlich ist Seele nicht nur Auftrag, sondern auch Kraft. Das Gut der Seele als Weg …
Theorie dazu: Materielles leben hat Form in einer Art Raum,-Zeit-Kontinuum. Geistiges Leben ist Zustand – ist da oder nicht. Wir versuchen dieses beiden Existenzebenen zu verbinden. Doppelt verbunden erreichen wir mit weniger mehr …
Menschen sind nicht gleich –aber eins.Richard Baker Roshi nannte das mal: „es gibt keine Kohärenz der Kontexte – jedoch der Totalität.

  

Wir müssen erst das werden, was wir nicht sein sollen.

(Karl Kraus)

 

 

3.  Meist im Weglassen des, was zuviel ist, helfen wir unseren Kunden ihr Anliegen praktisch in die Welt zu bringen. (Also oft die Frage: Womit aufhören?): Also die Reduktion aufs Wesentliche.  Wir sind die Sinn-Verwirklicher. Praxis ist uns wichtig. Bewegungen der Seele ins Leben bringen – eben nicht nur theoretisch – .
Wir helfen den Menschen in der Begegnung mit uns, sich zu begegnen. Es geht um Kontakt, ums „Berührt sein“ von sich selbst – ein anderes tieferes Selbst-bewusstsein. Demut bedeutet nicht nur, bescheiden zu sein, sondern auch; nicht weniger sein wollen, als man ist! Sonst bleibt die Seele klein! Dazu braucht es Menschen, die „be-reif“ (reif und bereit) sind, also unser Angebot ist nicht für jeden/ jede passend. Wir sind für diejenigen richtig, die übers Denken hinaus wollen:
Warum? Denken ist wie in den Spiegel schauen. Nicht nur sehen wir seitenverkehrt, irgendwann vergessen wir, dass wir uns reflektieren – und halten das Spiegelbild für Realität.

 

4.  Was bringt einem das?:Große Gelassenheit, Gelöstheit. Man kann leicht und gelöst , mit dem nötigen Schuß Heiterkeit gütiger (gut) sein. Der Kampf (ums Überleben endet) … Erfolg stellt sich ein, es wird immer weniger darum gerungen … wo das Wesen aufgeht, so Dürckheim, verliert sich das Trennende …
Poetisch: Innere Stille entsteht und aus dieser Stille heraus ergießt sich die Fülle unseres Daseins, unser Sosein ins jetzt ...

 

 

Der Zustand, in dem wir leben, ist der wahre Weltuntergang: der Stabile.

(Karl Kraus)

 

 

Herzlichst

 

Jürgen Weist

 

P.s. Kommentare sind herzlich willkommen.

 

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Haben wir einen freien Willen, oder nicht?

Da ich mich schon seit längerer Zeit mal wieder auf einen Kommentar freue, werde ich jetzt mal ein kontroverses Thema „anschneiden“.

Also sind wir schicksalsbestimmt oder sind wir die Entscheider/ Macher unseres Lebens? In dem einen Fall wären wir nahezu verantwortungslos und in dem anderen Fall hätte wir für alles die totale Verantwortung. Oder?

 

Was meinen Sie? Zu welcher dieser beiden Seiten tendieren Sie?

 

Ich lese gerade aktuell das Buch „das Lola-Prinzip, Teil 2“, in dem das Autorenpaar Françoise und Rene Egli die These aufstellen, dass sowas wie Leben einfach „ist“ und es damit einen freien Willen aus Sicht des Gesamtlebens nicht gibt. Das Leben mit uns als Teil von ihm vollstreckt sich quasi. Das ist natürlich eine ziemlich umfassende Sicht.

 

Alles also eine Frage des Bewusstseins? Vielleicht ja, das wäre erst einmal die Antwort, die ich für mich formulieren würde. Im Übrigen kann ich Verantwortung sowieso nur (innerhalb dieses Paradigmas) übernehmen, wenn ich in Kontakt mit mir und meinem Handeln bin – und ich bilde mir ein, dass das eher selten ist. Beobachten Sie mal Menschen, die Sie auf Bahnhöfen und sonst im Alltag wahrnehmen – wer ist wirklich da (ganz präsent)? Und wenn ich wirklich spüre, was ich gerade tue – dann handele ich sowieso angemessener. Und Verantwortung übernehmen heißt (für mich) eher Mitgefühl zu entwickeln, mit schlichtem Denken bekomme ich das niemals hin – da wirken sich dann eher Konzepte, Annahmen und Glaubenssätze aus – sprich ich packe frisches Leben in Altbekanntes hinein. Das kann doch nicht passen, oder?

 

Insofern würde ich die Eingangsfrage leicht umformulieren: Wenn ich das Leben und mich als zwei Aspekte auffasse und mein Alltag u.a. darin besteht, mein Leben „hinzubekommen“, dann wird es wichtig, wie gut (flexibel, angemessen usw.) ich mich bewege, damit umgehen kann.Und ich habe die Möglichkeit (dank meines reflektiven Verstandes) ja oder nein (mit all´den Abstufungen) zu den Aspekten des Lebens zu sagen. Ich würde (in meinem Bewusstseinszustand) behaupten, dass das erst einmal eine ziemlich Herausforderung ist, die es zu meistern gilt.

 

Und  – Achtung: Schicksalsbestimmt zu leben kann m.E. zweierlei sein: einmal die kindliche verklärte Hingabe (prä-kognitiv) an etwas Umfassendes oder die (post-kognitiv) reife Hingabe an etwas Transpersonales, das größer ist, als mein personales Ich.

 

Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

 

Herzlichst

 

Jürgen Weist

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Entzugserscheinungen des EGO

Irgendwann vor langer Zeit habe ich mal einen Artikel über die Charakteristik dessen, geschrieben, was man das Ego nennt. Das Bild, das mir am einleuchtesten erschien war: wenn der Gedankenstrom so etwas wäre, wie ein ständiger Wind, dann ist das Ego sowas wie eine Pendeltür (dabei denke ich an die Türen in den Wildwest-Saloons), die sich in diesem Wind bewegt …

 

Gedankensprung 1:

als ich nach einer Phase extensiven Kaffeekonsums mal ein zweiwöchige Pause (zum Entsäuern) einlegte, da war ich eine Woche lang ziemlich kaputt, ich konnte kaum zwei zusammenhängende Gedanken hinkriegen usw. Ich schmeckte die volle Kehrseite der Medaille …

 

Gedankensprung 2:

Wenn man verschienenden Modellen der Bewusstseinsentwicklung des menschlichen Geistes Glauben schenkt, dann ist die Phase nach dem Erreichen eines stabilen ICHs (ich würde das mit dem EGO nahezu gleichsetzen), die Phase, in der man sein EGO in der lebensbeherrrschenden Rolle wieder loslässt.

Ich glaube jeder von uns kennt solche Momente …

 

Auch die Momente sind geprägt von Entzugserscheinungen: wir fühlen uns toal unsicher, unser Leben scheint in dieser Phase instabil zu sein und  es scheint keine Kontinuität zu geben (z.B. auf nichts scheint Verlass). Kurzum wir ängstigen uns, fühlen uns vielleicht hilflos. Alles lebendige Zustände, aber nichts, was dieser Bewusstseinsstand des EGO wirklich liebt. Da ist es allzu menschlich, dass wir beginnen, uns nach Sicherheit, Stabilität und Kontinuität sehnen …

 

Und weil wir in solchen Übergängen möglicherweise nicht so gut im Alltag „funktionieren“, Altes ggf. infrage stellen, wirkt auch unsere EGO-zentrierte Umwelt meist entsprechend rückkoppelnd auf uns ein.

 

Und natürlich brauchen wir für den Alltagsvollzug sowas wie ein ICH, keine  Frage – Frage ist eher, welche Rolle spielt es in welcher Hierachie. Die Lebenskunst ist wie meist überall, damit im Alltag angemessen umzugehen. Es macht eben einen Unterschied, ob Sie ein Ich haben oder ihr Ich Sie hat.

 

Zum Schluss möchte ich sie ermutigen, auch mal die Entzugserscheinungen zu genießen … und zu erleben, was sie dann erleben …

 

Herzlichst

 

Jürgen Weist

 

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