Was stärkt Entfremdung?

Im Rahmen des Themas Berufung habe ich mich tiefsinnig mit dem Thema Entfremdung beschäftigt. Was stärkt Entfremdung? Was stärkt das Gefühl von Zugehörigkeit? In diesem Zusammenhang habe ich mich u.a. näher mit den Unterschieden zwischen einem objektbezogenen (gegenständlichen) Bewusstsein (auch egozentrisches Bewusstsein genannt) und einem räumlich-orientierten (prozessorientiertem) Bewusstsein befasst. Ich weiß, dass meine Beschreibung jetzt aus einem Differenzierungsversuch besteht, was eher dem objektbezogenen Bewusstsein nahesteht. Sie lesen meine Schrift (die Buchstaben sind Objekte) aber das Lesen selbst ist kein Objekt, sondern eher ein Prozess. Dafür müssen Sie nicht nur die dunkelen Buchstaben wahrnehmen, sondern auch die hellen Räume dazwischen … fortlaufend, wenn Sie aufhören, kein Lesen mehr und die Buchstaben werden zu Löchern oder bedeutlosen Schnörkeln im hellen Vordergrund. Wie, als wenn Sie eine Ihnen unbekannte Sprache hören, Sie hören die Laute als Löcher in der Stille, verstehen ( die Zeichen) aber nicht …  und haben dann innerlich keine ganz konkrete Vorstellung über das Gesagte.

Klingt das abgefahren? Vielleicht ein wenig ungewöhnlich, oder? Was will ich damit sagen? Möglicherweise klingt es abgedroschen, meine Empfehlung ist: Verbringen Sie jeden Tag ein wenig Zeit im nicht-differenzierenden Raum-Bewusstsein. Das ist sowas, wie einfach nur da sein. Nicht wirklich oder nur wenig unterscheiden. Probieren Sie aus, was passiert. Ob Sie das Pausen machen oder Meditieren nennen, egal. Von einem der bekanntesten chin. Zen-Meistern Huang Po wird berichtet, dass er sich Zeit seines Lebens, so gut er konnte, geweigert hat, Dinge voneinander zu unterscheiden. Klar, auch in mir ist diese Stimme, die fragt: „Und wie willst Du damit im Alltag zurechtkommen?“ Das ist aber nicht wirklich die Frage. Klar fordert unser Alltag Unterscheidungen  – deshalb der ist der Ausgleich, die Balance ja so wichtig. Es geht nicht ums „Entweder -Oder sondern ums Sowohl-als auch“.

Und wie immer die Heraus-Hinein-Forderung. Machen Sie sich Ihren eigenen Eindruck, Ihre eigene Erfahrung. Probieren, spielen Sie mit der o.a. Idee und erfahren Sie so, ob es für Sie Sinn macht. Ungewohntes scheint aus der Perspektiven des Gewohnten immer „unmöglich“  …

Herzlichst

Ihr

Jürgen Weist

P.s. Ach übrigens, jede Bewusstseinsstufe, auch die egozentrische hat Ihren tiefen innen Wert, ihre Exzellenz … aber weil Ihr Körper Beine hat, müssen Sie ja nicht automatisch Fahrräder doof finden oder Flugzeuge generell ablehnen.

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