Konventionelle Liebe

Oder … der Unterschied zwischen bedingter und unbedingter Liebe als Erfahrung.

 

Ich möchte heute mit Ihnen etwas teilen, was ich für die Idee der „bedingten Liebe“ (konventionelle Liebe) halte und später werden Sie möglicherweise auch eine Ahnung darüber entwickeln, was man bzw. Sie unter unbedingter Liebe verstehen möchten.

 

Was kennzeichnet bzw. woran erkennen wir die Art von Beziehungsqualität, die man bedingte Liebe nennen könnte?

 

Es geht bei der bedingten oder konventionellen Liebe im weitesten Sinne um „Erlösung“. Der Kontakt zu jemand oder etwas versetzt uns in einen Zustand, den wir als angenehm, lösend, befriedigend, kurzum als „gut“ erfahren. Die gute Nachricht ist: Dieser Dynamik unterliegen wir alle (jedenfalls kenne ich niemanden, der mir das Gefühl vermittelt, er/sie sei frei davon). Die Gretchenfrage ist: wie bewusst ist uns genau das und wie kultiviert können wir damit umgehen? Aber jetzt zu den Kriterien. Woran können wir vielleicht bedingte Liebe erkennen?

 

  • Ich brauche den anderen
  • Ich will haben/ nicht verlieren
  • Ich kontrolliere, um was Bestimmtes zu vermeiden
  • Ich schränke ein werte und kritisiere
  • Ich bin unsicher und habe Angst
  • Wenn etwas Ungewolltes passiert, schiebe ich Verantwortung (Schuld) nach außen

 

Also, mal ehrlich, wie weit und frei fühlt sich die Beschreibung an? Ist das wirklich etwas, zu dem der Begriff „Liebe“ passt? Ich meine nein. Das ist (für mich) eine grundlegende Verwechselung. Denn schon rasch, wenn man das Erhoffte nicht bekommt oder es verliert, dann zeigt sich das „wahre Gesicht“ dessen, worum es geht. Dann sind die eigene Angst und Schmerz schnell die Quelle für (und wenn auch noch subtile) Gewalt (gegen sich selbst und andere). Der Autor Eckhart Tolle hat diesen Prozess in seinem Buch „Jetzt“ mit der Idee des Schmerzkörpers exzellent beschrieben.

 

Was bleibt (uns)? Nicht viel und doch alles. Diese von Schmerz geprägten (Re)Aktionen sind immer wieder eine Versuchung/Einladung auf die gleiche Ebene zu fallen und sich dann einander Schmerz zuzufügen. Dem zu entgehen ist oft schwierig und anspruchsvoll. Und doch … sind Haltungsaspekte wie Mitgefühl, Zugewandtheit, Offenheit, Gelassenheit usw. wahre Wundermittel.

 

Vielleicht ist ja dieser kleine Text Anregung dafür, ihren Erfahrungsraum Beziehung um eine winzige Nuance anders (neu) zu erfahren.

Ihr

Jürgen Weist

*2 Comments

2 Responses to “Konventionelle Liebe”

  1. blauervollmond
    Juni 3rd, 2009 | 22:13

    Lieber Jürgen,

    liebe ist immer
    bedingungslos um uns herum
    und immer größer

    liebe ist bunter
    als ein bedingungsgrau wird
    und immer größer

    liebe ist frei von
    gedachten bedingungen
    und immer größer

    als wir, als du – sie
    überrascht uns im Kleinen
    und macht es größer

    Sabine

  2. Su
    Juni 4th, 2009 | 15:55

    Lieber Jürgen,

    ich sehe die „unbedingte Liebe“ bislang nur bei Babys (und das gilt noch nicht für jedes Baby) gesehen/erfahren, was von seinen Eltern geliebt wird, weil es einfach „da“ ist. Später dann, als Kleinkind habe ich z.B. (leider) die Erfahrung gemacht, dass ich mit Kritik leben musste, weil ich manchmal nicht so war, wie es sich meine Eltern gewünscht haben. Und ist das nicht bei den meisten Menschen so?

    Die Kinder versuchen sich – in den meisten Fällen – anzupassen und so zu sein oder werden, wie sie von ihren Eltern dann wieder geliebt werden – und so würde ich die Entwicklung von bedingter Liebe sehen.

    Ich empfinde es als ein Geschenk, so sein zu können, wie du es beschrieben hast: Mitgefühl, Zugewandtheit, Offenheit, Gelassenheit zu haben, denn das sind m. E. Gefühle die von meinem Ego weg, sich zu anderen Menschen hin „bewegen“ und ein Loslassen erst zum „Glück“ beitragen kann. Dazu noch ein kleiner Beitrag von mir:

    Über Vergänglichkeit zu kontemplieren reicht nicht aus.
    Wir müssen in unserem Leben damit arbeiten.
    Nehmen Sie eine Münze in die Hand,halten Sie sie fest in Ihrer Faust, und dann strecken Sie den Arm aus, die Handflächen nach unten.
    Wenn Sie Ihren Griff jetzt lösen, verlieren Sie, was sie Sie Umklammern.Aus diesem Grund halten Sie fest.
    Es gibt aber eine andere Möglichkeit: Sie können loslassen und dennoch behalten was Ihnen lieb ist.
    Drehen sie die Hand um!
    Wenn Sie die Faust jetzt öffnen, bleibt die Münze einfach auf Ihrer Handfläche liegen: Sie können loslassen und behalten trotzdem.
    Es gibt also einen Weg Vergänglichkeit zu genießen –
    nämlich ohne Greifen.
    Sogyal Rinpoche

    Lieben Gruß, Su

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