21.05.2009
Wirkliches Verstehen
Es gibt nach meinen Erfahrungen drei (Grund)Formen dessen, was wir als Verstehen, Begreifen, Erfassen (Bewusstheit) bezeichnen:
- Kognitives Wissen
Ich lerne das Wort „Sprositis“ kann es sofort verbal wiederholen, habe aber keine Erfahrung dazu. Dieses Wissen ist für mich bedeutsam, weil es die Tür zur Erfahrung öffnet. Der Geist differenziert und erkennt die bisher geheime Tür zur Erfahrung des Bezeichneten.
- Gefühltes Verstehen
Nicht linear wie 1. sondern komplex (analog statt digital) . In der Regel umfangreicher als 1. Hier geht es darum, etwas zu erfahren, zu spüren, was ist. Das hinterlässt andere Spuren in der Neurologie wie 1. Gefühltes Verstehen ist feiner (auch in der Unterscheidung übrigens) und zugleich weiter. Das Fühlen ist in der Regel eine Basis für eine tiefere Beziehung. Praktisch entsteht hier Mitgefühl.
- Liebe
Die tiefste Form von Verstehen, weil sie ein bedingungsloses, nicht wertes Erfahren von etwas ist. Liebe lässt uns etwas, jemanden zutiefst verstehen. Sie hilft uns, das Wesen, die Seele einer Form zu entdecken. Dies gilt auch für den Rhythmus, den Klang (im Japanischen: das Kotodama) usw. Dieses liebende Begreifen schafft Einheit in der Zweiheit. Liebe (so der Dichter Tagore) ist die Vollkommenheit des Bewusstseins. Er bringt es auf den Punkt in der Formulierung: Wir lieben nicht, weil wir nicht verstehen, oder vielmehr, wir verstehen nicht, weil wir nicht lieben.
Glauben Sie mir nicht, das wäre ohnehin nur die oben erwähnte Stufe 1. Probieren Sie es aus, bis an die aktuellen Grenzen Ihrer Liebe …
Ihr
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 21. Mai 2009, Allgemeines