05.02.2009
HALT
Gestern fuhr ich in Hamburg in einer ziemlich vollen S-Bahn zum Hauptbahnhof. Es war so voll, dass die meisten Insassen stehen mussten. Was mir auffiel, war, dass alle Menschen nach Halt suchten.
Doch ganz normal, werden Sie sagen, wenn die Bahn anfährt und bremst, dann fällt man doch um.
Stimmt. Und? Drückt sich da vielleicht auch noch mehr aus?
Ich fing an, mit den Bewegungen der Bahn mitzugehen, ohne mich irgendwo festzuhalten. Fing an, mit der Bahn zu tanzen und entdeckte für mich, dass wir alle (zumindestens ich) ziemlich blockiert sind. Was meine ich damit? Ich konnte wahrnehmen, dass wenn ich in Bewegung blieb, die Bewegungen der Bahn nicht halb so „problematisch“ waren. Mitgehen war leicht. Wenn ich mich aber irgendwo irgendwie festhielt, dann fiel meine innere Bewegtheit in sich zusammen und ich wurde eher fest (vom fest halten). Und was mir noch deutlich wurde war, dass es da einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Halt in mir und dem Halt an den Haltestangen gab.
Bewegende Fragen dazu sind vielleicht:
Wo halte ich (woran) fest?
Bin ich in Bewegung? Bewegt es sich in mir?
Spüren Sie körperlich (ab und an) Ihre körperliche Lebendigkeit?
Nehmen Sie wahr, wie oft Sie Halt, Stütze und Anlehnung suchen.
Wie geht es Ihnen, wenn loslassen, Ihre Struktur (selbst beim Sitzen auf einem Stuhl) aus sich selbst heraus (im Strom der Schwerkraft) aufrecht finden?
Welche mentale Entsprechung gibt es da zu dem „festgestellten“ körperlichen Ausdruck?
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 5. Februar 2009, Allgemeines