Wie weiß ich, dass ich andauere …bin?

Vielleicht ein wenig verrückt ist die Frage, wie erzeugen Sie ein so genanntes Kontinuitätsgefühl? Wie wissen Sie, dass sich jetzt und jetzt und jetzt sind? 

Die meisten Menschen benutzten dafür das Denken. Kognito ergo sum oder so ähnlich. Ich denke, also bin ich … Diese gängige Praxis hat einen trennenden Nachteil. Wie George Spencer Brown mal angemerkt hat, ist die Fundamentaloperation des Denkens die der Unterscheidung. Sprich wer sein andauerndes Erleben, also die zeitliche Existenz übers Denken organisiert ist dazu „verurteilt“ die Dinge voneinander zu unterscheiden … immer mehr und weiter. Im Zen-Buddhismus ist das Denken oder der reflektive Geist ein gutes Werkzeug aber ein eher schlechtes Gefährt. Und wenn man keinen alternativen Bezugspunkt hat, dann wird das Nichtdenken (oder bloße Sein) zum angsterregenden, identitätsauflösenden Vorgang. 

So empfiehlt der amerikanische Zenmeister Richard Baker Roshi den Wechsel des Bezugspunktes. Z.B. vom Denken hin zu Atem oder Körper. Sprich die Wahrnehmung des Atems als Indiz für andauerndes Sein zu entwickeln. Das, so Richard Baker, ist eine Art Meta-Wechsel mit großen psychologischen Auswirkungen, z.B. hinsichtlich Achtsamkeit und einer Veränderung des Körper-Mind-Kontaktes. Das Ganze ist ziemlich grundlegender Natur, denn wir atmen schon lange, bevor wir (beginnen zu) denken … Ein Schritt weiter ist die Wahrnehmung selbst innerhalb des wahrgenommenen Phänomens. Ich sehe etwas, aber ich nehme auch die Wahrnehmung (Sehen) innerhalb des Prozesses dessen wahr, was ich wahrnehme. Ich nehme das Wasser wahr – ohne die Wellen. 

Viel Spaß beim Ausprobieren … und vielleicht machen auch Sie die Erfahrung, dass die bewusste Fokussierung des Atems Körper und Geist verbindet und tiefe Ruhe einkehrt … und Sie sich auf eine besondere Weise genährt fühlen. Vielleicht erfahren Sie dann auch, das unsere Aufmerksamkeit unser größter Schatz ist! 

Herzlichst 

Jürgen Weist 

*2 Comments

2 Responses to “Wie weiß ich, dass ich andauere …bin?”

  1. Angela
    Februar 18th, 2008 | 13:16

    Lieber Herr Weist,
    den conzendo-Newsletter beziehe ich schon länger; mal lese ich ihn aufmerksamer, mal weniger. Heute habe ich zum ersten Mal auf den Link hier in dieses Blog geklickt. War der schon immer da? Wenn ja, habe ich ihn heute erst gesehen, aber wie auch immer, ich war dann erst mal eine Zeit lang beschäftigt, einige Monate rückwärts zu lesen.
    Danke!
    Ich werde zukünftig sicher öfter hier vorbeischauen, denn was Sie aufschreiben, sind Gedanken zu genau meinen Themen. Ich bin noch nicht sehr lange damit beschäftigt, mich bewusst mit mir und meinen Themen zu beschäftigen. Jeder Schritt, den ich gehe, zeigt mir, wie wenig bewusst ich mir zuvor war, und eine Entdeckung folgt der nächsten.
    Mein Kopf ist zu wirr momentan, um alles auszudrücken, was da herumschwirrt, also belasse ich es vielleicht im Moment bei einem tief empfundenen

    DANKE!

    Ich wünsche Ihnen und allen anderen Lesern einen liebevollen Tag.

  2. Februar 21st, 2008 | 18:19

    Liebe Angela,

    gerne …
    Ich freue mich über jeden Kommentar …

    Herzlichst

    Jürgen

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