14.12.2007
Konfliktfähigkeit versus Harmoniebedürfnis
Immer mal wieder treffe ich Menschen, die in sehr eindringlicher Weise von Harmonie, Frieden und bedingungsloser Liebe sprechen. Soweit so gut … und manch,mal scheint es so, dass gerade diese Personen es sind, die kaum oder nicht in der Lage sind, mit Konflikten auch nur annähernd umzugehen. Geschweige denn mit Aggressionen, die ihre vitalen Interessen berühren … Themen wie Umgang mit Aggression, Grenzen setzen, sich wann wie wehren usw. werden dann schnell berührt …
Was will ich damit zart andeuten? Bedingungslose Liebe, ja, wenn ich dazu wirklich in der Lage bin. Nicht wenn es letztlich eine Vermeidung, eine Umgehung von unangenehmen Situationen ist. Denken Sie einmal an Ghandi, der vielleicht annähernd diese Aufgabe gemeistert hat. Und gerade Ghandis Lebensweg war ja nicht wirklich konfliktfrei.
Schon oft habe ich den japanischen Begriff Budo benutzt. Er bedeutet als Sammelbegriff für die Kriegskünste so viel wie: „Aufhören mit dem inneren Kampf als Weg“. Und in meiner Welt ist das eine ziemlich hohe Kunst. Der Weg dahin führt nicht um den Kampf herum oder in einem Kampf gegen den Kampf, wie auch immer. Der Weg führt mitten durch das Thema hindurch …
Fragen dazu:
Wie stehen Sie zu Gewalt, Aggression usw.?
Gibt es für Sie gerechte Gewalt, gerechte Kriege usw.?
Wie geht es Ihnen mit dem Ziehen von Grenzen?
Wie gehen Sie mit Grenzen anderer um?
Würden Sie sich als konfliktfähig bezeichnen? Warum?
Was schätzen Sie positiv an Konflikten? Was nicht?
Was sind Ihre bevorzugte Konfliktstrategien?
Schließlich steuern wir auf das Fest der Liebe zu …, nicht wahr?
Ich wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein besinnliches Fest und einen gelungenen Jahreswechsel. Den nächsten Beitrag können Sie am Wochenende 12/ 13. Januar genießen. Danke für Ihre Rückmeldungen und Ihre Aufmerksamkeit.
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist
Jürgen Weist, 14. Dezember 2007, Allgemeines
Hallo Jürgen, ich finde das ein sehr interessantes Thema.
Ich selbst bin in einer Familie (Eltern, Bruder, Großmutter, Urgroßmutter) aufgewachsen, in der es große Konflikte gab. Diese wurden allerdings selten offen „ausgetragen“, vielmehr schlichen alle wie Katzen um den heißen Brei, belauerten sÃch und „stichelten“. Regelmäßig kam es dann zu großen Krächen, ohne dass jemals ein Konflikt irgendwie „gelöst“ wurde. Das hat mich wahnsinnig belastet .. Aber der „Witz“ war, dass dann trotzdem immer so getan würde, als gäbe es gar keine Probleme. Das war für mich das schlimmste – ich habe manchmal an meinen Sinnen gezweifelt.
Das wichtigste war immer, dass nach außen alles „heil“ erschien.
Jedenfalls sind mir persönlich die sogenannten „Gutmenschen“ sehr suspekt, da meiner Meinung nach Konflikte zum Leben gehören und in vielen Fällen ein offenes verbales Austragen derselben Klärung schaffen kann. Sicher geht auch das nicht immer, es spielen ja gerade auch im Arbeitsleben Machtbeziehungen eine Rolle.
Ich halte im übrigen auch Pazifismus für eine Illusion – das funktioniert nur solange mich niemand angreift …
Ansonsten „trotzdem“ ein friedliches und schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch …
Bis 2008 tschüß Heiko