Vom Spiegel, der von Spiegeln gespiegelt wird …

Oder wie in einem Buch von Arno Grün (Verrat am Selbst) so treffend sinngemäß steht: Menschen wollen meist so gesehen werden, wie gesehen werden möchten und nicht so, wie sie wirklich sind …  Die Geschichte: 

Es war einmal ein Spiegel, der über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg sehr daran arbeitete, die Welt um ihn herum immer klarer zu spiegeln. Hingabevoll und mit viel Engagement widmete er sich seinen blinden Flecken, seinen matten und beschlagenen Stellen. So wurde er mit der Zeit immer klarer und spiegelte immer deutlicher zurück, was und wer auch immer vor ihn trat, um sich im zu sehen … 

Der Spiegel, für den es im der Laufe der Zeit wertvoll geworden war, dass das sich in ihm Gezeigte klar spiegeln konnte, war jedoch überrascht, dass nicht alle und alles diese Kostbarkeit so wahrnehmen konnten. Ja, insbesondere Spiegel, die, wie auch er, an ihrer Reflektionsfähigkeit arbeiteten, waren nicht immer damit einverstanden mit dem, was sie erblickten, wenn sie sich in ihm spiegelten. Anderen ging es wiederum wie dem Spiegel selbst, konnte er doch manchmal selbst hinter dem Gezeigten schon eine Schönheit entdecken, die letztlich kein Spiegel reflektieren kann … und so war unser Spiegel erstaunt, dass manchmal die sichtbar werdende Schönheit noch mehr abgelehnt wurde wie z.B. scheinbar Hässliches. Selten, aber auch das geschah, zeigten sich einige sehr berührt davon, dass sie sich so ihn ihm, unseren Spiegel, wahrnnehmen konnten. 

Verwirrt fragte sich also unser Spiegel in manch schwachen Minuten, ob es wirklich sinnvoll sei, dass er weiter an seiner Fähigkeit, unverzerrt zu zeigen, was gerade ist, zu arbeiten. Je mehr er über diese Frage nachsann, desto deutlicher wurde ihm, dass ja genau das, seine Schönheit als Spiegel ausmachen würde … und er freute sich ;-))) 

Und die Moral von der Geschicht? Ich möchte sie beenden mit einem Zitat des amerikanischen Zenmeisters Richard Baker Roshi, der mal (im Zusammenhang mit Spiegeln) sagte:“ (…) and they don`t see the silver …“. 

Jürgen Weist 

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