03.07.2005
Beweglichkeit
In einem Coaching in der letzten Woche und bei meinem Aikidotraining am Freitag ging (es mir) um Kontakt. Das Wort Kontakt bedeutet etymologisch „berührt werden“ und „berühren“ gleichzeitig (temporär und inhaltlich). Und … dieser Artikel vertieft das Thema der letzten Woche.
Ich bin nicht sicher, ob ich das, was mir im Moment wichtig erscheint, überhaupt durch Worte (Schrift) vermittelbar ist, aber ich will es einmal probieren. Denn, wie hat mal jemand treffend formuliert: „Über Sprache können wir nur das wiederbeleben, was als Erfahrung in uns ist.“
Beim Coaching mache ich manchmal zum Thema „Stabilität“ und innere Haltung eine kleine und einfache Übung mit meinen Coachees. Ich stelle mich hinter sie und fasse seitlich mit meinen Händen an ihre Oberarme bzw. vorn auf die Schlüsselbeine. Dabei ist der Kontakt konkret fühlbar, ohne das ich in eine bestimmte Richtung manipuliere.
Was dann oft entsteht, ist: Wenn ich dem Körper von außen Halt vermittle, dann kommt oft ein Punkt oder Moment, wo der andere innerlich nachgibt und in Richtung meines Körpers schwankt bzw. fällt. Ganz leicht, aber spürbar verliert der andere seine Balance. Je feiner man dieses Spiel treibt, um so eher funktioniert es, da die Feinheit des Kontaktes den anderen eher beispielhaft (und unbewusst) zur Entspannung einlädt.
Meine These: Der Körper des anderen wird beweglich bzw. fällt, weil ich ihm Halt und Stütze vermittele. Wenn ich dann selbst relativ durchlässig bin, kann ich das Gesamtsystem (meinen Körper und den des anderen) in Richtung der Schwerkraft (nach unten) nachgebend bewegen bzw. führen. Zweite These: Der andere verliert für diesen Moment seine Mitte, Stabilität, seine Balance oder wie immer man es nennt. Raum für (neue) Bewegung entsteht.
Claro ???? Probieren Sie es einmal aus?
Jetzt könnte man lange über die Ursachen sprechen. Mir fallen da einfach die folgenden Stichworte ein: Schwerpunkt, (Ver)Spannung, Gefühl für eigene Mitte. Geerdetsein, den eigenen Körper spüren usw.
Ich möchte heute jedoch mehr mit dem Effekt bzw. der Auswirkung spielen. Und jetzt: was (ge)fällt Ihnen ein, wenn Sie diese Funktion übertragen, z:B:
Ihr Körpergefühl?
Ihre Eigenbeziehung?
Ihre Fremdbeziehungen?
Ihre (interne) Kommunikation?
Ihr derzeitiges Thema, eine Frage, die Sie haben usw.?
Ich hoffe, das Thema ist nicht zu speziell. Probieren Sie es einmal aus. Es ist eine überaus gefühlvolle Erfahrung. Gern höre ich von Ihren Erfahrungen.
Falls es nicht gleich klappt: Nicht die Ohren hängen lassen, es braucht vielleicht ein wenig Übung, aber das Wissen steckt bereits in Ihnen.
Herzlichst
Jürgen Weist.
Jürgen Weist, 3. Juli 2005, Allgemeines