Berufung

Gerade bereite ich einen Vortrag vor, bei dem ich in meinem Teil darüber sprechen werde, was möglicherweise Gründe dafür sind, dass wir unsere Berufung nicht (aus)leben.

Vorbemerkung:
Heute am 21.November sitze ich gerade, nachdem ich gestern diesen Beitrag angefangen habe, am Krankenbett meiner kleinen fünfjährigen Tochter und sehe mir zusammen mit ihr einige Zeit den Walt Disney-Film „Dumbo der kleine Elefant“ an. Für alle, die die Geschichte nicht so genau kennen: Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Elefanten, der mit überaus großen Ohren (im Zirkus) auf die Welt kommt und von seiner Mutter getrennt wird. In die normalen Zirkus-Übungen der anderen Elefanten passt Dumbo einfach nicht und scheitert immer wieder und erfährt so die massive Ablehnung der anderen Elefanten usw. Ein kleiner Freund (eine Maus) hält zu ihm und begleitet ihn auf seinem Weg. Viel Leid und Tränen säumen Dumbos Weg … bis er entdeckt, dass er aufgrund seiner großen Ohren fliegen kann. Das ist der Moment des Durchbruchs …

In den meisten Kulturen gibt es den Mythos, dass ein Kind die Welt mit einer Berufung betritt. Es gibt ein gewisses Etwas, wofür wir im Gefüge des Ganzen bestimmt sind. Wo wir zutiefst sinnhaft sind, gebraucht werden, unser Talent, ja unsere Schönheit entfalten. Das, was in der griechischen Philosophie der Daimon oder der Genius genannt wird. In den so genannten primitiven Kulturen achteten die Ältesten sehr genau auf die Besonderheiten der Kinder, die wir heute oft eher psychopathologisch (als Krankheit – siehe Dumbo) beschreiben. Viele bekannte und berühmte Menschen haben als Kinder darunter gelitten, dass sie im negativen Sinne „auffällig“ waren.

Also wirkt sich Berufung im Rahmen eines Prozesses wie Erziehung und Anpassung vornehmlich in zwei Richtungen aus, wenn man berücksichtigt, wie schwer es für ein Kind ist den Anpassungsversuchen zu widerstehen.

a) Das Kind widersetzt sich der Anpassung (und riskiert damit den überlebenswichtigen Kontakt zu den Bezugspersonen) und bleibt seinem Ruf treu und/ oder
b) Das Kind passt sich an und verliert (teilweise) den Kontakt zu seinem inneren Ruf.

In jedem Fall hinterlässt dieser Vorgang in der Psyche des Kindes deutliche Spuren.

Wenn das Thema Berufung für Sie von Bedeutung ist, dann stellen Sie sich doch einmal die folgenden Fragen:

1. Was habe ich als Kind total gern gemacht (auch gegen den Widerstand meiner Umwelt)? Was habe ich trotz Verbote gemacht (hätte ich gern gemacht)?
2. Was waren/ sind meine Besonderheiten (auch die, von denen Ihre Bezugspersonen vielleicht sagten, das mussten wir ihm/ihr erst „austreiben“ … Ungezogenheiten, „Flausen“, Schwierigkeiten usw.
3. Fragen Sie Ihre Bezugspersonen (falls sie noch leben) nach solchen Dingen und lassen sie die Antworten mal (tief) auf sich wirken?

Ich zum Beispiel habe in dem Zusammenhang erfahren, dass ich in jüngster Kinderzeit ziemlich empfindlich gewesen bin (gegenüber Krankheiten und dem Verhalten anderer gegenüber) und das ich schon als kleiner Junge eher in mich gekehrt war (… du bist viel allein in den Wald gegangen) und vieles andere mehr … fragen Sie, es lohnt sich, man erfährt viel über sich selbst und kommt mit der Familie mal wieder in Kontakt.

Fragen Sie nach Dingen wie: Eigenarten, Zwanghaftem oder auch speziellen Krankheiten, besonderem Verhalten, Obsessionen usw. und bewerten Sie die Antworten einmal im Zusammenhang mit Ihrem Ruf (Berufung).

Ich wünsche Ihnen damit viel wesentliche Erfahrungen …

Herzlichst

Jürgen Weist

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