Etwas wieder in Frieden bringen …

Die Idee zu der nachstehenden Strategie kam mir, als ich mich selbst und andere wiederholt in Situationen erlebte, in denen sie jenseits ihrer sonstigen Kompetenzen an etwas festhielten und damit kleineren oder größeren Unfrieden schürten. Mein Freund Dieter würde in diesem Zusammenhang von „inhaltlicher Befangenheit“ sprechen.

1. Die Anspannung wahrnehmen
Nehmen Sie bewusst wahr, wenn Sie in Situationen langsam Ihre Fassung verlieren, sprich genervt sind, beginnen sich zu ärgern, sich langweilen usw.

2. Verdeutlichen des Bedürfnisses
Machen Sie sich klar, was ist genau dann ihr Bedürfnis? Beispielsweise fangen Sie an sich in einem Gespräch zu ärgern und nehmen wahr, dass Sie möchten, das der andere Ihre Meinung anerkennt.

3. Das Bedürfnis stillen
So gut es geht, stillen Sie zunächst Ihr Bedürfnis selbst. Ich erkenne z.B. an, dass meine Meinung respektabel ist und erlebe das auch als gefühlte Qualität. Dann – als zweiten Schritt- wenden Sie das erkannte Bedürfnis auf den anderen an und lasse genau diese Qualität ( möglichst als spürbare Haltung) in das Gespräch einfliessen. Weniger die Worte, als Ihre Körpersprache teilen dann dem anderen mit, dass Sie seine Meinung achten und anerkennen.

4. Den Unterschied wahrnehmen.
Nehmen Sie wahr, wenn Sie Schritt drei durchlaufen, wie sich in der Situation etwas ändert. Welcher Unterschied wird Ihnen deutlich?
Sie können diese Strategie natürlich auch für vergangene und zukünftige Situationen nutzen. Fragen Sie sich in diesem Fall, wie hätte bzw. würde sich das in der Situation auswirken? Wobei es in der Situation anzuwenden, natürlich der Königsweg ist.

Viele Aha-Erlebnisse beim Ausprobieren wünscht Ihnen

Jürgen Weist

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Der Körper als Tempel des Lebens …

Wie man dem nachfolgenden Artikel nur unschwer entnehmen kann, bereite ich gerade ein Projekt zum Thema Körperarbeit vor, wo ich versuche die Essenz körpertherapeutischer Ansätze mit fernöstlichen Ideen zu verknüpfen.

Vielleicht wiederhole ich mich, aber bei der Vorbereitung ist mir noch einmal das Folgende überaus deutlich geworden:

1. Der Körper ist der Ort der Wonne (nicht nur von Schmerz).
2. Der Körper ist ein gutes Tor in die Gegenwart (ins Hier & Jetzt).
3. Der Körper ist die Verbindung zwischen Denken (geist) und Seele (Geist).

Ich möchte Ihnen heute drei praktische Tipps anbieten, die sich in vielen Schulen, Methoden und Ansätzen in fast gleicher Form wiederfinden lassen. Gestatten Sie mir vorab eine kurze Einleitung.

Der Schüler Freuds und Begründer der körperorientierten Vegetotherapie, Wilhelm Reich, beschrieb die „Orgastische Potenz“ als Fähigkeit, sich dem Strömen der biologischen Energie, die sich vornehmlich in unwillkürlichen feinen Muskel-kontraktionen entlädt, ohne Hemmungen und Blockaden fließen zu lassen.
Ken Wilber beschreibt den Zustand des Zentauren (Integration von Körper und Ich) als den Zustand, in dem man erlebt, wie viel Wonne die Lebensvorgänge in einem erzeugen.

Vielleicht geht es Ihnen aber auch wie mir. Ich kann immer noch nicht alle Körperbereiche gleich gut fühlen. Es gibt in mir immer noch Potenzial im Sinne der Reichschen Charakterpanzerung. Unsere Sprache kennt und bezeichnet das mit Worten wie: halsstarrig, flachbrüstig, eingefleischt … usw.

Wie aber bringt man diese An-und Verspannungen nach und nach wieder ins Fließen? Eine Bitte: seien Sie mit sich auf der körperlichen Ebene als Ihrem Langzeitspeicher besonders geduldig. Ein Muster, für dessen Aufbau man 15 Jahre investiert hat, lässt sich nur schwer in 15 Minuten auflösen.

Ich möchte Ihnen für Ihren Alltag drei ganz einfache Experimente anbieten.
Es geht um die Themen:

1. Bodenständigkeit (Grounding)
2. Atmung
3. Körperliches Einfühlungsvermögen

1. Beim Groundig geht es um eine Art von Begründet-Sein, dem sogenannten Erden. Bodenständigkeit, Verwurzeltheit sind weitere Worte dafür. Es geht um die Art und Ausmaß des Bodenkontaktes. Stellen Sie sich einmal hin und spüren, wie Ihr Bodenkontakt beschaffen ist. Wo ist Ihr Schwerpunkt? Wären Sie leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen? Sind Ihre Knie durchgedrückt oder durchlässig? Wie ist die Spannung in Ihrem Gesäß? Wie ist Ihre Gesamthaltung (Kopf, Rücken)? Wie gut können Sie „in“ Ihre Beine spüren?
Spüren Sie doch einmal über Ihre Füße hinaus in den Boden hinein (geht leichter, wenn Sie Becken, Beine und Füße entspannen). Gehen Sie ein paar Schritte: so, als wäre der Boden ganz weich ( wie weicher Wattboden) oder Sie würden ganz vorsichtig auf dünnem Eis gehen. Schlagen Sie in Ihrer Vorstellung einmal Wurzeln in den Boden. Probieren Sie! Spüren Sie, wie Ihre Beine möglicherweise durchlässiger werden. Sollten Sie ein Kältegefühl empfinden, so spüren Sie die yin-Energie der Erde.

2. Atmung. Dieser Tipp ist ganz einfach. Atmen Sie durch den Mund bewusst und so lange wie möglich (auch mit Geräusch) aus. Lassen Sie sich vom Einatemimpuls (möglichst durch die Nase) überraschen und „gehen Sie innerlich mit“. Bewusst ausatmen und sich einatmen lassen. Wenn Sie wollen, können Sie (falls es sich so ergibt) die Pausen zwischen dem Ein-und Ausatmen genießen. Lassen Sie den Bauch raus!

3. Körperliches Einfühlungsvermögen. Hier geht es darum, das Energiefeld des eigenen inneren Körpers wieder zu spüren. Als Einstieg können Sie vor dem Aufstehen morgens und vor dem Einschlafen abends eine wohltuende, entspannende Energiewelle (z.B. wie ein Scannerlicht) vom Kopf zu den Beinen und zurücklaufen lassen.
Probieren Sie dann, wie gut Sie im Moment in Ihrem Körper sind. Können Sie in den Kopf, Hände oder Füße hineinfühlen? Richtig hineinfühlen- nicht denken! Wo in Ihrem Körper, wenn Sie Licht hineinbrächten, ist es schon ziemlich hell und wo noch nicht?
Nehmen Sie das feine Energiefeld in Ihrem Körper wahr! So als würden Sie Ihren Körper lesen oder hören.
Probieren Sie Ihr inneres Körpergefühl zu halten, während Sie über etwas nachdenken (Sie werden merken, die Anzahl und Qualität Ihrer Gedanken verändert sich) oder während Sie mit jemandem sprechen. Das wäre dann Denken und Reden/Zuhören mit dem ganzen Körper.

Probieren Sie sich einmal aus! So gut, wie es eben jetzt gerade geht. Akzeptieren Sie den Jetzt-Zustand bedingungslos als genau für diesen Moment passend und nehmen Sie Abweichungen zu einem möglichen Ideal ganz entspannt als Potenzial für Ihre Entwicklung wahr.

Und … wie immer, erfahre ich gern von Ihren Erfahrungen.

Herzlichst

Jürgen Weist

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Was ist die wirkliche Quelle Deines Handelns?

In der letzten Woche unterhielt ich mich mit jemanden über die Frage des Ja- bzw. Nein-Sagens. Und die Frage, wann ist was „richtig“.

Das erinnert mich an eine Aussage des alten deutschen Zen-Meisters, Graf Dürckheim, der folgendes Grunddilemma des menschlichen Lebens beschrieb:

„Von früh bis spät ruft uns die Welt nach außen. Das Wesen ruft uns fortgesetzt von innen und nach innen. Die Welt verlangt von uns Wissen und Können – das Wesen, dass wir das Gewusste und Gekonnte immer wieder im Dienst des Reifens vergessen. Die Welt verlangt von aus, dass wir fortgesetzt etwas machen. Das Wesen verlangt von uns, dass wir das, was wir zutiefst selber sind, einfach nur zulassen. Die Welt treibt uns, ohne je Ruhe zu geben, zur Leistung und hält uns in Atem, auf dass wir zu etwas Feststehendem kommen, eine Stellung zu gewinnen und sie zu halten. Das Wesen verlangt von uns, dass wir, ihm zugewandt, nirgendwo haften, auf dass wir uns im Feststellen und Stehen bleiben verfehlen. Die Welt hält uns an zum Reden und unablässigem Wirken. Das Wesen verlangt, dass wir stille werden und selbst das Tun tun, ohne zu tun. Die Welt zwingt uns an Sicherung zu denken. Das Wesen ermuntert uns, uns ständig aufs Neue zu wagen. Die Welt fügt sich uns, wenn wir sie fixieren und begreifen. Das Wesen öffnet sich uns, wenn wir es nicht feststellen und das Unbegreifliche aushalten“.

Soweit Graf Dürckheim …

Kombinieren möchte ich diese Aussagen mit einer Frage, die ich mir in den letzten Tagen gestellt habe. Es ist die Frage, warum ich mich eigentlich seit Jahren mit psychologischen Themen und in den letzten Jahren final (insbesondere im Aikido) auch mit einer Art psychophysischen, sprich körperlichen „Durchlässigkeit“ beschäftige.

Durchlässigkeit für was? Und wenn ich nicht durchlässig bin, was ist dann gehemmt bzw. blockiert?

Ich formuliere meine derzeitige Antwort anhand der oben gestellten Frage, wann ist ein Ja ein richtiges Ja und ein Nein ein richtiges Nein?

Auf der egoistischen Ebene (wenn ich z.B. etwas beabsichtige, bezwecke, bewerte usw.) ist ein Ja gleichzeitig auch ein Nein. Zum Beispiel ein Ja zu mir ist ein vielleicht ein Nein zu dem Wunsch eines anderen. Das ist dann das, was wir „Ent-Scheidung“ nennen.

Auf Wesensebene i s t ein Ja bzw. Nein einfach. Da ist vorher kein Denken, kein Bewerten, die Antwort auf die Frage i s t. Einfach, klar, letztlich grundlos und meistens auch für äußeren Gesprächspartner sehr überzeugend. Überlegen Sie einmal selbst, welche Kraft hat ein Ja bzw. ein Nein, wenn es nicht entschieden wurde?

Was wäre also, wenn wir es im Sinne Dürckheims schafften, das unser Handeln in der Welt, im alltäglichen Tun, Ausdruck unseres Wesens ist. Wenn unser äußeres Handeln, Tun und Denken unser inneres Wesen widerspiegelt.

Weitestgehend unabhängig davon, wie unsere menschliche „Um-Welt“ (von der wir letztlich ein Teil sind) darauf reagiert, denn letztlich ist die Reaktion Ausdruck für die Bewusstseinsebene unseres Gegenübers. Ein EGO-ist meist nur dann zufrieden, wenn das Ergebnis mit seinen Erwartungen (Bedürfnissen) übereinstimmt. Da ist wenig Frieden ansich (selbst). Das ist der Preis!

Also ende ich mit der Frage, mit der ich diesen Text begonnen habe. Was ist die Quelle Ihres Handelns? Aus welcher Quelle heraus leben Sie bzw. möchten Sie leben?

Wie Sie leben, ab jetzt, ist die Antwort …

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Jürgen und seine EGO-Schuhe

Eine Geschichte, die das Leben schrieb …
(dank Daisy jetzt auch bemerkenswert).

Es war am 30. Januar dieses Jahres, als ich mit Schneestiefeln ausgerüstet durch den hohen Schnee in Schleswig-Holstein stapfte. Ich war an diesem Tag besonders überzeugter Bahnfahrer. Da ich am Nachmittag zwei Gesprächstermine hatte, zu denen ich nicht in meinem Snowboots auftauchen wollte, hatte ich in einer Tüte zusätzlich meine Lieblingsschuhe (Hersteller: Ecco) mitgenommen.

Um es kurz zu machen, nach dem Dösen in der Wärme, schnappte ich mir in Pinneberg meinen Rucksack und vergaß die, in der Gepäckablage liegenden Schuhe inclusive Beutel, was mir dann erst zwei S-Bahnstationen später einfiel.

Ich kehrte sofort um, denn schließlich waren das doch meine Lieblingsschuhe. In Pinneberg angekommen, sprach ich mit der dortigen Servicedame, Frau S., und bat sie, die Zugbegleiterin des inzwischen wieder abgefahrenen Zuges anzurufen und auf meine Schuhe hinzuweisen.

So leicht ging das aber nicht, den Zug konnte man nur über Streckenfunk erreichen, nicht die Zugbegleiterin direkt. Ich teilte Frau S. alles Notwendige mit und bat sie abschließend um Ihre Rufnummer, um mich ggf. nach den Fortschritten der „Schuh-Fahndung“ zu informieren. Ich muss schon ziemlich komisch drein geschaut haben, als Frau S. mir nett aber deutlich die erbetene Rufnummer verweigerte.

Nun gut, ich zog von dannen, in der Hoffnung, vielleicht klappt es ja.

In Hamburg angekommen, versuchte ich sofort, über die Telefonauskunft die Rufnummer des Reisezentrums in Pinneberg zu erfragen, um nachzufragen, was denn nun sei. Aber auch dort war die Rufnummer nicht zu erfahren.

Da merkte ich plötzlich, wie wenig Vertrauen ich darin hatte, dass alles schon richtig „laufen“ werde. Schließlich hatte ich den entscheidenden Impuls gegeben …

Mit gingen tausend Ideen durch den Kopf: Die Regionalbahn anrufen, um die Rufnummer der Zugbegleiterin zu erfragen, doch irgendwie die Telefonnummer in Pinneberg herausbekommen … irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsse noch eine Menge tun, um wieder zu bzw. in meine(n) Schuhe zu kommen.

Mensch, dachte ich bei mir, es geht nur um ein paar gebrauchte Schuhe und da ist so verdammt wenig Vertrauen, dass das Leben in Form von Frau S. und anderen, es schon richten würde.

Ich ließ die Schuhe los …

Drei Stunden später kam der Anruf … mit dem Hinweis, dass ich meine Schuhe abholen könne … ;-)))

Und die (meine) Moral von der Geschicht:

Ich habe spürend gelernt, dass es sinnvoll sein kann, das entsprechend Angemessene zu tun und danach den Rest dem Leben zu überantworten. Sprich dann loszulassen und dem größeren Zusammenhang zu vertrauen.

Danke, liebes Leben ….

Unter mehr ein paar Fragen, die mir zum Thema „gekommen“ sind.

Herzlichst

Jürgen Weist

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