Das wirklich richtig Richtige

Vor einiger Zeit war ich an einer Diskussion über die Wirksamkeit von Coaching-Methoden und therapeutischen Ansätzen beteiligt. Ich bekam die Rückmeldung, meine Methoden seien veraltet … Interessant war daran nicht nur, dass ich gerade mal zwei von vielleicht zwanzig methodischen Ansätzen angeboten hatte, ja die Diskussion schlug relativ schnell eine Richtung ein, in der es scheinbar um „richtig und falsch“ ging.  Neben der Prozessebene gibt es (so meine aktuelle Ansicht) keine richtige und auch keine falsche Methode oder Ansatz. Es geht eher um passend oder unangemessen … Das ist nach meinen langjährigen Erfahrungen vom Klienten und der jeweiligen Situation abhängig. Als Meta-Idee gibt es in Goethes Faust eine ganz besondere Stelle, in der Mephisto Faust etwas über die Gesetze der Geister und Gespenster erzählt. Der Teufel erklärt Faust: „Auf dem Weg, wie wir hinein, so müssen wir wieder hinaus. Im ersten sind wir frei, im zweiten sind wir Knechte“. Interessant, oder?

Und, sollten Sie von einer Methode hören, die immer zu allem passt, so lassen Sie es mich wissen. Ich lerne gern dazu …

Ihr

Jürgen Weist

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Warum Veränderungen sich manchmal richtig doof anfühlen.

Ich lese gerade wieder mal das Buch von Stanley Keleman „Lebe Dein Sterben“.Ich finde das, was Keleman da 1974 zu Papier gebracht immer noch sehr beeindruckend.

Im Kapitel „Die Drohung, nicht zu sein“ beschreibt Keleman eindruckvoll, warum wir so sehr an unseren Rollen, Vorstellungen von uns selbst/ unseres Lebens und unserer Fortschreibung in der Zukunft so hängen. Er schreibt: (…) Wir können uns einen Zustand, in dem es eine persönliche Identität nicht mehr gibt nicht vorstellen. Bewusst/unbewusst fürchten wir, nicht da zu sein. Wir haben dafür keinen Bezugsrahmen.

Weiter führt er aus, dass die meisten von uns jegliche Unterbrechnung der kontinuierlichen Selbsterfahrung zutiefst ängstigt. Aber Leben ist nicht ununterbrochen. Wir denken dann halt, wir sind vergeßlich oder gedankenverloren, wenn wir auf geistige „Leere Räume“ treffen. Selbst der Schlaf in der Nacht unterbricht dieses Erfahren. Summa sumarum: Wir erfahren Einbrüche in unsere kontinuierliche Realitätskonstruktion in der Regel gefühlt als „lebensbedrohlich“.

Anderseits, so Keleman, ist der Verlust oder der Wandel (eben die o.a. Unterbrechungen)genau das, was uns lebendig hält. Er nennt dies das kleine Sterben. Kleines Sterben ist der Verlust, von Werten, Überzeugungen und Seinsweisen, über die wir uns bislang definiert haben. Kleines Sterben heißt dann auch auf neue Weise lebendig zu werden.Dies gilt selbst hin bis zu muskulären Grenzen, die wir körperlich aufrechterhalten, um uns in diesen Grenzen „gehalten“ und sicher zu erfahren … verrückt, oder? Also auf den Alltag gemünzt: Veränderung, Aufgabe alter Grenzen kann sich ein klein wenig wie sterben anfühlen … haben Sie deshalb viel mehr Mitgefühl mit sich und anderen, wenn es um Veränderungsprozesse geht …

 Ich wünsche Ihnen viel Lebendigkeit.

 Jürgen Weist

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